Allgemeiner Film-Thread

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Gim
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Gim »

@Secretkey
Der Film ist echt mal was anderes. Man sollte ihn wirklich mal sehen so wie du es sagst aber vielleicht nicht dann, wenn man eh schon down ist.

Da es gerade passt noch ein Film der in diese Richtung geht: Dazu gleich den Wiki Link http://de.wikipedia.org/wiki/Wenn_der_Wind_weht Man das war ein Film. Echt krass und wieso der ab 6 freigegeben ist verstehe ich da mal gar nicht. Nicht die Bilder an sich sind das wieso ich mich frage sondern der Inhalt an sich.
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Secretkey
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Secretkey »

@Gim: Ja, es ist definitiv ein deprimierendes Erlebnis - genauso übrigens wie mein nächster Film:

Blue Valentine
Obwohl die formelhafte Hollywood-Romanze bei mir mittlerweile nur noch in einen kalten Gefühlsgraben fällt und sich mein Interesse in dieser Hinsicht stark auf unkonventionelle Liebesfilme verlagert hat, so heißt es nicht, dass ich nicht grundlegend auch in die Welt des "feel good movies" eintauchen mag. Ein hoffnungsvoller, idealistischer Blick auf das Phänomen der Liebe und Beziehung ist sicherlich immer wieder mal nötig und gerne gesehen. Manchmal gibt es jedoch auch die trüben und regnerischen Tage, an denen man sich am liebsten bloß verkriechen und seine negativen Gefühle noch dazu verstärkt sehen möchte. Für diese dunklen Stunden ist 'Blue Valentine' die perfekte Filmwahl!

Warum kann nicht einfach alles so bleiben, wie es ist? Das mag einem in der Liebe manchmal durch den Kopf gehen und diese Frage ist es auch, der sich Blue Valentine thematisch und auf höchst deprimierende Weise annähert. Ryan Gosling und Michelle Williams geben ein Paar ab, das gleich in zweifacher Weise aufspielen muss - der Kniff des Films: idealisierte Vergangenheit und düstere Gegenwart werden ineinander geschnitten und gespiegelt. Sehen wir in einer Szene also noch, wie sich die beiden gerade kennenlernen und ihre zärtlichen Gefühle füreinander entdecken, lauert sogleich darauf der Sprung ins kalte Wasser und wir müssen mitansehen, wie Jahre später ihre Ehe aussieht: er, der seine Ambitionen und Talente vergessen und aufgegeben hat ; sie, die ihm gegenüber nur noch Kälte entgegenbringen kann.

Die Kontraste, die uns Regisseur Derek Ciafrance hier vorsetzt, sind hart, unangenehm und zuweilen schwer zu ertragen. Immer wieder damit konfrontiert zu werden, dass die schönen Erinnerungen an eine Person oder an eine Beziehung nur noch in der Vergangenheit liegen und man aufhören muss, die gemeinsame Zeit überidealisiert darzustellen und sich an diese zu klammern, um endlich zur Einsicht gelangen zu können, dass man möglicherweise doch nicht mehr zusammen passt, ist eine harte Lektion. Jedem soll es deshalb erlaubt sein, einen Film mit solch einer deprimierenden Botschaft zu meiden, zumal dieses Hauptfeature in einigen Momenten auch durchaus "Gimmick-haft" wirkt, ohne immer einen echten Mehrwert zu bieten.
Doch dann treten wieder Ryan Gosling und Michelle Williams auf die Bühne und entwickeln unter einer fabelhaften Regie, die das richtige Gespür für Chronologie und Improvisation im Schauspieljob besitzt, eine wahnsinnige Chemie miteinander. Es gibt so viele wundervolle Momente zwischen ihnen, die mit einer intimen Kameraführung begleitet werden, und umso bitterer wirken daraufhin ihre Zusammenbrücke zurück in der Gegenwart. Sie geben jedenfalls auf extrem überzeugende Art authentische und drei-dimensionale Charaktere ab.

Leider erfährt man über deren gemeinsames Leben jedoch nicht so viel, wie ich es mir gewünscht hätte. Aufgrund der bloßen Unterteilung in die Vergangenheit- und Gegenwartssprünge kriegen wir als Zuschauer von der eigentlichen Entwicklung, welche die beiden an diesen Punkt geführt hat, kaum etwas mit und wir müssen alles mehr oder weniger einfach hinnehmen, ohne genau zu wissen, weshalb und wieso. Einerseits kann ich diese kreative Entscheidung verstehen, schließlich kann man auch im echten Leben selten genau herausfiltern, warum genau zwei Menschen plötzlich nicht mehr zueinander passen - was die Auslöser waren und wie genau es dazu kommen konnte. Andererseits habe ich das Gefühl, ich hätte mit den Charakteren noch mehr mitleiden können, wenn in dieser Hinsicht zumindest ein paar Hintergründe mehr geliefert worden wären.

Was bleibt also zu sagen? Es ist ein durchaus innovativer Ansatz eines Beziehungsfilms, wenngleich ein deprimierender. 'Blue Valentine' kommt beim Schauen in vielerlei Hinsicht einer Selbstverletzung nahe, aber manchmal muss man eben fallen, um mit hoffnungsvollen Blick nach oben wieder aufstehen zu können. 8,5/10
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Dicker »

Eben gerade den neusten Tator gesehen. Ich schau mir idR nie Tatort an, aber dieser wurde - zurecht- - im Vorfeld so gelobt, da hab ich mir mal die Zeit genommen.
Wirklich toll gemacht. Ganz anders, als man es kennt und mit einem super Bösewicht. Auch die Musik von HR Symphonieorchester war super, die Western-anleihen intelligent eingesetzt und die Dialoge bzw. Erzählform z.T. auch sehr geil. Gibts ja noch in der Mediathek, unbedingt anschauen.
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Secretkey »

Bekenntnis: habe noch nie in meinem Leben einen Tatort am Stück gesehen :wink:

Dogtooth
Diesen Oscar-nominierten Film aus Griechenland als klassische und konventionelle Filmerfahrung einzustufen, würde einer Verklärung der Tatsachen gleichkommen. Vielmehr ist es ein andersartiges Erlebnis voller Absurditäten und satirischen Einflüssen, die den Tiefen der Kuriositäten-Kiste entsprungen sind.

Ohne eine feste und verlässliche Narrative gewährt uns der Film Einblick in das Leben einer Familie, die mit ihrer Erziehung ein Programm auffährt, das von den klassischen Idealen unserer Erziehungsmethoden nicht weiter entfernt sein könnte. Auf perfide Weise setzen die Eltern gezielt Mittel ein, um ihre drei Kinder an sich und ihr Anwesen zu binden. Sie werden beispielsweise im Glauben gelassen, sie könnten die Straße nicht ohne den Schutz eines Autos betreten, weil es sie sonst verätzen würde und dass die größte Gefahr draußen eine Straßenkatze darstellt, die schon angeblich ihr Brüderchen auf dem Gewissen hat. Der Funke des Konkurrenz-Denkens wird durch ständige Wettbewerbsspielchen nicht bloß entfacht, sondern auch unterstützt und die Schwangerschaft der Mutter kann durch dienliches Benehmen der Kinder - sonst müssten sie sich mit einem weiteren Geschwisterkind ihr Zimmer teilen - wieder rückgängig gemacht werden.

Der Alltag dieser Familie besteht aus vielem, was uns als absurd und abnormal ins Auge sticht und es ist wohl der größte Reiz des Films, all die Abgründe dieses geschaffenen Mikrokosmoses nach und nach für sich zu entdecken und diese zu bewerten, Gerade wenn man mitansehen muss, welche Konsequenzen dies auf die Kinder hat, die trotz ihres Erwachsenenalters wenig empathisch, verspielt - ja auf subtile Weise fast schon animalisch - erscheinen, so lässt einen der Film schon durchaus mit düsteren Gedanken zurück, wenn einem klar wird, wie viele Freiheiten Eltern mit ihren Erziehungsmodellen auf bislang unbeschriebenes Leben haben und zu welch isolierten Wesen diese Art der Konditionierung sie heranwachsen lässt.

Auf eine gewisse Weise übt der Film mit seinem Fremdsystem also definitiv eine Faszinationswirkung aus, leidet zugleich jedoch auch unter einem gewissen Paradoxon: da vermutlich keine Motivation der Welt das Verhalten der Eltern befriedigend erklären könnte, wird auf eben solch eine Erklärung auch großzügig verzichtet, gleichzeitig beschleicht mich aber das Gefühl, der Film hätte mich gedanklich noch mehr beschäftigt und eine größere Konfrontationsfläche geboten, wenn die Hintergründe der Eltern näher beleuchtet worden wären. Ein Film kann durchaus auch mal selbstauferlegte Fragen unbeantwortet lassen, ohne dass das emotionale Erlebnis großen Schaden davon nimmt, hier wirkt manches aber so seltsam und vage, dass es einem gewissen Strom der Flüchtigkeit überlassen wird. Sicherlich kann man sich auch noch Tage danach über die Thematik des Films unterhalten und sich philosophierend zurückfallen lassen, ich hatte aufgrund seines Aufbaus, aber nicht unbedingt das Bedürfnis dazu.

Wie eingangs gesagt: 'Dogtooth' ist ein Erlebnis für sich und scheint gerade für Pädagogen und Erziehungswissenschaftler prädestiniert, doch auch andere sollen ruhig mal einen Blick wagen, wenn sie sich auf dieses Absurditäten-Kino einlassen können. 7/10
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Secretkey »

Léon: der Profi
Dieser Film hat sich schon so einen Kultstatus angeeignet, dass ich mittlerweile böse angeschaut werde, wenn ich erwähne, dass ich ihn bislang noch nicht in meinen Lebenslauf schreiben kann. Diese dunkle Zeit habe ich hiermit nun aber offiziell hinter mir gelassen und kann stolz behaupten, dass ich *Léon: der Profi' nicht nur endlich nachgeholt, sondern noch dazu auch genossen habe.

Die Formel hinter dem Film ist dabei an sich relativ simpel ausgefallen. Wir werden Zeuge, wie das kriminelle Schicksal mit Expertise im Bereich Drogen die beiden verlorenen Seelen der 12-jährigen Mathilda und des Auftragskillers Léon zusammenführt und die beiden unter diesen ungewöhnlichen Bedingungen einsehen müssen, wie sehr sie sich gegenseitig brauchen.

Die Expertise des Films hingegen liegt in drei großen Schlagwörtern: Inszenierung, Schauspielkraft und Abwechslungsreichtum. Obwohl der Film an sich in Sachen Skalierung, Schauplatzwechsel und Personenaufgebot relativ schlicht ausgefallen ist, so lässt er sich doch in viele verschiedenen Ebenen und Schichten entkleiden, die schon für sich allein hervorragend funktionieren, aber gerade im Zusammenspiel miteinander regelrecht aufblühen.
In erster Linie begeistert die durchaus vielschichtige Beziehung des jungen Paares, die sowohl dadurch motiviert ist, dass beide Protagonisten aus ihrem Zusammenleben einen gewissen Nutzen ziehen - sie, die aufgrund ihrer Rachegefühle zur Killerin ausgebildet werden möchte ; er, der sich mit einem Kind an seiner Seite zum ersten Mal nicht mehr wurzellos fühlt - aber sich schnell auch eine selbstlose Freundschaft darunter zu entwickeln scheint, die einfach zauberhaft in Szene gesetzt wurde. Das Geheimnis liegt in den beiden Schauspielern, die ihren Figuren unheimlich viel Leben einhauchen und sich auf charmante Weise die Bälle zuspielen. Im selben Zusammenhang sei in jedem Falle aber auch noch Gary Oldman erwähnt, der seine Rivalenrolle mit einer überzeugenden Bösartigkeit versieht, die einen so aus dem Konzept bringt, als wenn man unbeabsichtigt die Stufe einer Treppe verfehlt hätte und in einem Adrenalin-gebadeten Augenblick der Panik schwimmt.

Inszenierungstechnisch extrem gelungen sind aber auch die Action-Sequenzen des Films, die - wie schon oben ausgeführt - in den Abwechslunsgreichtum des Films hineinspielen. Statt uns mit ein paar schnellen Schnitten und wenig Trubel enttäuscht zurückzulassen, schlägt Léon der Profi sprichwörtlich einen härteren Pfad ein. Die Gewalteskapaden sind kompromisslos und zeigen genau das richtige Maß an Konsequenz, sodass alles greifbar und dreckig wirkt. Noch dazu sind diese mit einem Spannungsbogen erster Güte versehen, der einen damit schon von der ersten Minute an - als er mit eben solch einer Sequenz beginnt - an den Film fesselt.

'Léon: der Profi' mag schlicht daherkommen und kein Film der großen Ideen sein, aber er zeigt viel Herz und trifft dabei einen Ton, der viel zu dreckig und aufbrausend ist, als dass er langweilen könnte. 8,5/10
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Dicker »

Nur eine 8,5. Hatte bei dir mit einer 10 gerechnet, gerade wenn man den Text liest.

Edit:
Gestern Pacific Rim gesehen, weil ich einfach Bock auf einen herrlich sinnlosen Film hatte und auch genau das bekommen habe. Oder wie es Honest Trailers ausdrücken würde: "The dumbest awesome movie ever made!"
Vergiss Logik, Hirn aus und Spaß haben. Hat bei The Avengers oder Transformers bei mir nicht funktioniert, hier schon, kA warum, deshalb 7/10. Irgendwo ein bisschen hoch, aber ich hatte echt Spaß mit dem Film.

[youtube][/youtube]
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Coyote »

Beim stöbern zufällig auf AmazonPrime entdeckt:

"Alle Mörder sind schon da"

Eine Krimikomödie aus den 80ern im Stile von "Eine Leiche zum Dessert" und "Und dann gabs keines mehr".
Auch hier kommen verschiedene Leute in einem Herrenhaus zusammen und es gibt nen Mord. Es spielen u.a. Tim Curry und Christopher "DocBrown" Lloyd mit.
Ach ja, der Film basiert auf dem Brettspiel "Cluedo" , was ganz nett mit in die Handlung eingebunden wird. Steh auf solche Krimikomödien. Wer den oben genannten Filmen was abgewinnen kann sollte ruhig mal rein schauen. Ist auch genau das Richtige für nen herbstlichen Sonntagnachmittag gemütlich mit nem Tee auf dem Sofa.
Gebe eine 8,5/10
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Secretkey »

Dicker hat geschrieben:Nur eine 8,5. Hatte bei dir mit einer 10 gerechnet, gerade wenn man den Text liest.
Versteh mich nicht falsch - der Film ist fantastisch, für eine höhere Wertung hätte er mich aber noch einen Ticken mehr überraschen müssen. Er macht aber an sich absolut nichts verkehrt!

2001: Odysse im Weltraum
"Klasse?! Setzen! Handys aus und Hefte raus - wir schreiben einen Test! Wer kann mir sagen, zu welcher Zeit Stanley Kubricks ' 2001: Odyssee im Weltraum' entstanden ist? - 1985? Falsch! - Zu Zeiten von Star Wars? Falsch! - 2001? Kevin, mach dich nicht lächerlich...!"

In erster Linie ist es schier unglaublich, was Stanley Kubrick dazu befähigte schon 1968 solch ein Werk in den Äther loszulassen. In seiner üblichen Art der Perfektion entwickelt Kubrick hier eine Bildsprache der visuellen Ausdruckskraft, die man bloß als noch visionär und seiner Zeit weit voraus bezeichnen kann. Das Auge wird hier mit spektralen Ausbrüchen und einem Maß fürs Detail bei der Konstruktion und Ausstattung der vielfältigen Sets verwöhnt, dass es einem Angst und Bange wird und die in der Kombination mit Kubricks sorgfältig gewählten Kameraperspektiven und Fahrten kann man bloß noch atemlos nach Superlativen schnappen und diesen Film als visuelles Meisterwerk gelten lassen. Das gleiche gilt im selben Umfang allerdings auch für den musikalischen Einsatz. Der Zugriff auf klassische Musik als Untermalung ist gekonnt, erreicht an manchen Stellen epische Ausmaße, an anderen eine pulsierende Beschwingtheit oder gar atmosphärische Intimität. Gerade Ligeti scheint für Kubrick geboren worden zu sein - oder anders rum.

Mir ist dabei folgendes wichtig zu betonen: auch wenn der Film damals Filmgeschichte geschrieben hat, so dürfte dieses Gefühl des Staunens nicht exklusiv auf diese Zeit beschränkt sein - auch heute noch wirkt er gewaltig nach, auch wenn es zu gewissen Teilen eher aus einem "Wie war das damals nur möglich?"-Gedanken heraus motiviert ist. Und doch würde man dem Film großes Unrecht tun, würde man ihn bloß auf das audio-visuelle Erlebnis reduzieren, welches es ohne Zweifel ist.
Neben einer ruhigen und doch sprunghaften Erzählstruktur, die sich nicht auf bloß einen Protagonisten verlässt und sich teilweise Asimovschem Gedankengut der künstlichen Intelligenz widmet, ergründet der Film mal eben den Abenteuergeist der menschlichen Natur und die Ursprünge unserer Spezies - beleuchtet im Prinzip also das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Leider hat es mich beim Ende etwas verlassen. Sicherlich lädt es auf seine Weise zum ausufernden Philosophieren ein, aber meiner Meinung nach nimmt der Film hier surreale Züge ein, die sich nicht so recht in den restlichen Ton des Films einfügen wollen. Vermutlich will dieses Ende auch bewusst irritierend sein, aber gerade weil es sehr ausgedehnt und elaboriert dargestellt wird, hat es mich eher vergrault.

Um ehrlich zu sein: ich wollte wegen des Endes den Film sogar ein klein wenig abwerten, aber es gelingt mir einfach nicht! Dafür ist dieses Abenteuer einfach zu gewaltig skaliert und lässt in den schillerndsten Prismen zu viel in mir aufleuchten und mitschwingen. Die Sehnsucht nach größerem wird nur durch wenige Filme so sehr befriedigt, wie in diesem Weltraumepos!
9/10
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sevi
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von sevi »

Dicker hat geschrieben: Gestern Pacific Rim gesehen, weil ich einfach Bock auf einen herrlich sinnlosen Film hatte und auch genau das bekommen habe. Oder wie es Honest Trailers ausdrücken würde: "The dumbest awesome movie ever made!"
Haha Honest Trailers bringt es wie immer auf den Punkt :applaus:
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Secretkey »

The Act of Killing
Schlagen wir die Geschichtsbücher dieser Welt doch einmal zu und begeben uns in ein Historien-hypothetisches Konstrukt, welches schauriger nicht sein könnte.
Nehmen wir mal an, Deutschland wäre mit den Nazis an der Spitze als Siegermacht aus dem 2. Weltkrieg hervorgegangen. An der Machtposition stünden heute Menschen, die für den Holocaust und tausendfache Morde verantwortlich wären, doch statt zu Rechenschaft (=) gezogen zu werden, lässt man sie in Talkshows auftreten, zelebrierende Reden schwingen und was wir normalerweise als Gräueltaten (?) ansehen würden, würde als Heldentat gefeiert werden. Irgendwann würde sich ein Dokumentarfilm-Team auf die Spuren dieser Verantwortlichen begeben und sie darum bitten die Erinnerungen an ihre Taten nochmals aufleben zu lassen, indem sie diese mit Mitteln ihrer Wahl wie in einem Film darstellen und inszenieren. Herauskommen würde also eine Dokumentation, in der Nazis ohne Schuldbewusstsein, mit einem Lächeln auf den Lippen und einer Spur des Stolzes ihre Mordhandlungen mal handfest, mal abstrakt kostümiert nachstellen und sich für ihrer Taten rühmen.

Klingt zu absurd, zu schaurig, zu abartig gar? Nein, in "The Act of Killing" ist nämlich genau das die Ausgangssituation, nur dass wir uns in Indonesien befinden, die Verantwortlichen hier Teil eines Militärputsches in den 60er Jahren waren und im Zuge dessen Tausende von Kommunisten auf dem Gewissen haben.

Was man hier präsentiert bekommt, ist schier unglaublich - man starrt quasi in das Gesicht des Teufels, doch weil man eben doch solch lange Zeit mit diesen Gestalten auseinandersetzt, so kriegt der Teufel immer schärfere Konturen bis auch menschliche Züge in ihm zu erkennen sind und man sich doch eingestehen muss, dass auch diese Menschen eben komplexe Personen sind, die sich nicht nur aufs pure Böse reduzieren lassen - eine Entwicklung die aus Zuschauersicht ungemein interessant mitzuverfolgen ist und die in einem Ende kumuliert, welches man einfach nicht kommen sehen kann. Es ist kein großes Drama, kein reuevoller Heulkrampf unter einer neuen Einsicht, sondern ein menschlicher Akt, der aussagekräftiger nicht sein könnte und hier auf Film verewigt wurde.

Wenn die Idee hinter diesem Film also meiner Meinung nach die volle Punktzahl verdient hätte, ist die Umsetzung meiner Meinung etwas sperrig ausgefallen, als dass diese mich genau so überzeugen könnte. Vielleicht lag es an der langen Laufzeit und den teilweise wirren Sprüngen, aber viele Szenen kamen mir überflüssig vor ohne dass deren Fehlen die natürliche Entwicklung gestört hätte und insgesamt habe ich nicht das Gefühl gehabt, auf prägnante Weise nun die politischen Wirrungen entsponnen vorgeführt bekommen zu haben, auf welche die Dokumentation durchaus einige Schwerpunkte setzt.

Die Erfahrung mag also durchaus mal eine anstrengende sein, aber diesem Film mal ausgeliefert zu sein, lohnt dennoch allemal, handelt es sich doch um eine menschliche Studie, die das unmenschliche erst greifbar macht und personalisiert! 8/10
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Secretkey »

Die Fliege
Die Maschinen surren, Blitze zucken auf, erleuchten dabei den spärlich eingerichteten Raum und als sich die Nebelschwaden lichten, folgt unser Blick ganz automatisch den Bewegungen der Kamera, die langsam ins Ungewisse der schwarzen Höhle heranfährt und uns beim Anblick des Wesens dort eine Mischung aus Abscheu und wissenschaftlicher Neugier in den Nacken krabbelt.

Ein Gefühl, das einen bei David Cronenbergs Horror-Meisterwerk immer wieder durchzuckt, wenn er seinen Protagonisten Seth Brundle auf die wissenschaftliche Reise schickt, das Geheimnis der Teleportation zu entschlüsseln, während die Journalistin Veronica und spätere Assistentin ihn währenddessen dokumentarisch begleitet und auch die für uns relevanten Fragen stellt. Er wirkt in seiner wissenschaftlichen Freude etwas unbeholfen – wie ein verspieltes Kind – aber doch charmant genug, uns mit seinem Drang, die Grenzen zu verschieben, in sein Netz einzuweben, und auch so selbstsicher, dass er bereit ist, das Risiko am eigenen Körper zu tragen, falls in einem seiner Experimente was schief gehen sollte. Und natürlich zieht sich die Schlinge des Schicksals eng um seinen Nacken – oder ist es am Ende bloß Zufall? - wenn das sonst so harmlose Insekt der Fliege in einer von …. Maschinen landet, sich menschliche und insektoide Gene vermischen und man sich fragen muss, wie viel Mensch eigentlich noch von ihm bleibt, wenn er wieder aus dem Teleporter steigt.

In die Geschichte ist „Die Fliege“ damals eingegangen als Vorzeigefilm in Sachen Body-Horror und tatsächlich dürfte Cronenbergs Werk wohl als die Referenz gelten, wenn es darum geht, zu zeigen, wie sich menschliche Körper verändern. Fast wie in der Pubertät eines Jungen, werden wir Zeuge, wie Körperteile größer werden, Haare an Stellen wachsen, wo man es nicht erwarten würde, und der ohnehin schon exzentrische Wissenschaftler noch launischer wird, bis die finale Transformation uns mit einem Gesicht zurücklässt, das wohl nicht ein mal mehr eine Mutter lieben könnte. Das Oscar-prämierte Make Up wirkt genau so, wie es intendiert war: abstoßend, deformiert, schleimig, ohne dass man wegschauen könnte. Eine Ästhetik des Hässlichen, eine Metamorphose ins Schreckliche. Nicht alle wird es anziehen, einen starken Magen sollte man zudem auch mitbringen, wenn die Geschwüre dominanter werden und die abstrusesten Dinge vollführen, aber diejenigen, die sich als Kinder nicht davor scheuten ihre Hände in klebrigen Schleim und Matsch zu stecken, können als Erwachsene nun auch hier ihre Gelüste ausleben.

Doch das macht nur einen Teil des Erlebnisses aus. Die ästhetische Transformation mag schauerlich und hauptsächlich dafür verantwortlich sein, dass man den Film in Erinnerung behalten wird, wirken kann die Geschichte allerdings bloß so eindringlich, weil sie in einen Film eingebettet wurde, der auch die menschliche Dekonstruktion eines Charakters beleuchtet. Nur weil sich der Film anfangs Zeit nimmt, seine Figuren vorzustellen und die Charaktere mit viel Charme agieren, wirkt das Leid am Ende umso kompromissloser und unbarmherziger. Die Grenzen, die hier überschritten werden, lösen erst dadurch echte Abscheu aus.
Eine Maske wird eben erst transformativ, wenn man zuvor den Menschen darunter zu Gesicht bekommen hat. 9/10
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Mr. Wood »

Die letzten drei Filme (alle via Blu-ray): Oklahoma!(1955), Yankee Doodle Dandy (1942), The Thief of Bagdad (1924).

Einen Eindruck müsst ihr euch schon selbst verschaffen. :wink:
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Secretkey »

The Cabin in the Woods
Uns selbsternannten Filmkritikern kann man es aber auch häufig nicht recht machen! Einerseits herrschen schon in der Filmlandschaft oft angestimmte und einstimmige Choralgesänge mit der Textzeile "Haben wir schon gesehen. Wir langweilen uns. Bietet uns doch mal was neues!", kommt dann aber mal ein Werk im neuen Gewand daher, welches das Genre auf erfrischende Art neu interpretiert, wird trotzdem gemeckert.

Obwohl ich also gestehen muss, dass "The Cabin in the Woods" nur bis zu einem bestimmten Grad auf mich gewirkt und funktioniert hat, so soll im ersten Schritt zunächst das lobenswerte Unternehmen des Regisseurs Drew Goddard und Autors Joss Whedon als mutige Notwendigkeit herausgestellt werden, welche die wohlbehütete Linie des Gewöhnlichen, Soliden und Vorhersehbaren mit einem Konzept überschreiten, welches das Horror-Genre vor unseren Augen dekonstruiert. Kaum ein anderes Genre hat es wohl nötiger, wird der Markt mittlerweile doch mit den immer gleichen Trends und den Kopien ihrer eigenen Kopien geradezu überflutet und ein Film mit ehrlichen Alleinstellungsmerkmalen in der Erzählung, kann da zunächst bloß als solches bezeichnet werden, wie es auch im Film wirkt: als erfrischendes Novum.

Die Kreuzung aus typischem Teen-Horror Slasher und dem Big Brother-Konzept, in der eine übergeordnete Macht die Gruppe beobachtet und sie aus dem Hintergrund kontrolliert mit bestimmten Schocker-Effekten in Kontakt treten lässt, gleicht einer höllischen Brut, die im Zuschauer Neugier erweckt und ihre Genre-Müdigkeit wegzuspülen versucht. Und das ist es auch, was ich in erster Linie mit diesem Review bezwecken möchte: Neugier erwecken. Denn obwohl das Reagenzglas-Experiment bei mir nicht die gewünschte chemische Reaktion gezeigt hat, kann ich letztlich doch nur empfehlen, selbst am Fläschchen zu schütteln und zu schauen was passiert.
Dennoch möchte ich mich in diesem Review im letzten Schritt daran versuchen, zu ergründen, weshalb sich die beabsichtigte Wirkung bei mir nicht einstellen wollte und ich zwar Spaß mit dem Film hatte, ihn aber nicht als kongeniale Genre-Revolution der letzten Jahre ansehe, als welcher er ja häufig auf seinem Podest hingestellt wird.

Vielleicht liegt es daran, dass ich mit falschen Erwartungen an den Film herangetreten bin, aber insgesamt war ich doch ziemlich enttäuscht darüber, wie der Film Spannungsmomente und Grusel in seine Erzählstruktur hineingewoben hat. Eine gewisse Dynamik oder eine Form des Nervenkitzels wollten sich bei mir leider überhaupt nicht einstellen. Das Spiel mit den Klischees, das hier als bewusster Aufhänger eingesetzt wird, bleibt am Ende eben doch oberflächlich etwas, was man schon häufig genug gesehen hat und die einzige Spannung ist lediglich inhaltlicher Natur, wenn man sich fragen muss, wie die zwei Ebenen des Films ineinander verwoben sind. Vielleicht stehe ich damit alleine da, aber bloße inhaltliche Spannung ist mir für einen Horror-Film nicht ausreichend genug. Ich möchte emotional eingespannt werden, mich fürchten, mitleiden, hochfahren! Für mich steht eher das 'Wie?' im Mittelpunkt und nicht das 'Was?'. Diese Schwelle schafft "The Cabin in the Woods" nicht zu übertreten und lediglich im dritten Akt, wo in einem visuellen Spektakel das Spiel mit den Horror-Klischees dermaßen auf die Spitze getrieben wird, dass einem aufleuchtet, wie wenig ernst sich der Film eigentlich nehmen kann, kam für mich ehrlicher, genießerischer Spaß auf, den ich mir so noch ruhig hätte länger anschauen können.

Für mich bleibt es wohl ein relativ enttäuschendes Erlebnis und als überbewertet wird er mir somit in jedem Fall im Gedächtnis bleiben, die innovative Prämisse halte ich dennoch für löblich genug, dass ich ihn zumindest zum Ausprobieren weiterempfehlen würde. 6/10
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Gin »

Inside Llewyn Davis (Amazon Prime Instant Video)

Toller Film, wenn man einfach nur einen ruhigen Abend auffer Couch genießen möchte.
Der Film (von den Coen Brüdern) erzählt 2 Wochen aus dem Leben eines fiktiven Musikers, der mit seiner Profession nicht wirklich vorankommt und morgens noch nicht weiß, wo er Abends schlafen soll. Tolle Musik (wäre schlimm, wenn nicht ;)), super Darsteller und einfach ne tolle Atmosphäre. Eine komplexe Handlung ist nicht existent, braucht diese Art von Film aber auch nicht. Würde ihn weiterempfehlen.
Toad: "Naja, Gin hat, wie schon bekannt ist, eine absolut bescheuerte Spielweise."
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Gin »

Batman: Under The Red Hood (BD)

Habe mir im Amazon Cyber Monday die Batman Collection mit 9 animierten Filmen geholt (44, statt 70Euro), da ich noch
KEINEN der Filme bisher in die Finger bekam (wollte sie mir nie alle einzeln kaufen). Habe auf Empfehlung mit dem oben genannten begonnen und bin sehr angetan. Erfrischende, wenn auch leicht vorhersehbare, Story mit Elementen aus dem "A Death In The Family" Comic.
Die englische Synchro ist sehr gelungen, unter anderem mit Neil Patrick Harris als Nightwing und einem Joker in Topform.
Die Animationen sind in Ordnung, nichts bahnbrechendes, aber für Batman-Freunde ein must-see, denk ich.
Toad: "Naja, Gin hat, wie schon bekannt ist, eine absolut bescheuerte Spielweise."
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Gin »

The Expendables 3

Gestern auf Amazon Instant ausgeliehen. Ich mochte beide Vorgänger, aber der dritte ist leider ne Stufe schlechter, als 1+2 imo.
Viele One-Liner wirken nur noch gezwungen und wie ne Parodie auf sich selbst. Die Action ist dennoch cool, fühlte mich daher gut unterhalten. Die Idee einer jungen Nachfolgertruppe gefiel mir, wobei ich viel Schauspieler gar nicht kannte. Ronda Rousey war ganz in Ordnung, hatte gute Choreos und die Figur von Banderas fand ich erfrischend nervig im Kontrast zu den schweigsamen Muskelprotzen. Mel Gibson war nicht so markant, wie JCVD in Teil 2, schade.

Freunde von Teil 1+2 können ruhig reinschauen, ansonsten nicht der Rede wert.




Ansonsten habe ich mal wieder Jurassic Park und Jaws geschaut.
Beide Filme können mich immer noch unglaublich begeistern. Echt stark! Danke, Spielberg ;)
Toad: "Naja, Gin hat, wie schon bekannt ist, eine absolut bescheuerte Spielweise."
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Secretkey
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Secretkey »

Up in the Air
Singles aufgemerkt: auch alleine kann man glücklich werden! Und George Clooney versucht uns zu zeigen, wie's geht.

Wir kennen sie – die konsequenten Prediger, welche Anzug-tragenden Zweiflern in Seminaren aufzeigen, dass unser Leben in glücklicheren Bahnen verliefe, wenn sich unser materieller Besitz auf den Inhalt eines Reisekoffers beschränken würde und wir ohne großen Ballast stetig in Bewegung blieben. Sesshaftigkeit wird zur Faulheit und zum schlechten Lebensstil degradiert.

Ryan Binghan ist einer dieser Prediger. Ohne wirkliches Eigenheim darf er für seinen Job – für die feigen Chefetagen dieser Welt in fremden Firmen den Mitarbeitern die Nachricht überbringen, dass sie entlassen sind – die meiste Zeit im Flieger hoch über den Wolken verbringen und genießt die Zeit der Flüchtigkeit. Hotels werden zum Zuhause, Flugmeilen zur Trophäe, Beziehungen gehen pragmatisch nicht über den Grad von nächtlichen Bekanntschaften hinaus und Bingham könnte mit dem status quo nicht zufriedener sein. Als überzeugter Vertreter seiner Philosophie des leeren Rucksacks verfolgt er seine eigenen Ambitionen und zeigt glücklichen Singles und den Singles, die es werden wollen, die Vorzüge dieses Daseins auf.

Zumindest könnte man dies anfangs denken: als diese Art des Films mag er nämlich zwar beginnen, durchlebt zusammen mit dem Protagonisten und dem Zuschauer jedoch eine Transformation, die gegen Ende hin doch stark suggeriert, wie glücklich man mit Heim, Familie und Partnerschaft zu sein hat und drückt als anfänglicher Single-Magnet dieser Zielgruppe am Ende letztlich doch den Mittelfinger ins Gesicht. Ob man dem Film vorwerfen mag, am Ende wieder typisch amerikanisch zu konventionell zu träumen , muss jeder für sich selbst entscheiden, schließlich werden uns immerhin nicht alle Hollywood-Klischees auf dem Silbertablett serviert. Es bleibt der Geschmack des Bittersüßen auf der Zunge haften, welcher dem Film unheimlich gut zu Gesicht steht. Und auch wenn die Dialoge in ihrem Charakter-Ping Pong manchmal so wirken, als würde sich der Film gerne selber reden hören, so hat er mir doch gefallen, weil er – bedingt auch durch die tolle Schauspielleistung der gesamten Besetzung – unglaublichen Charme aufweisen kann. Die Verstrickung aus existenziellen Lebensfragen, polit-ökonomischer Sozialkritik – die zwar nur als Aufhänger dient, aber eben doch für den ein oder anderen ehrlichen und nachdenklichen Moment sorgt – und paralleler Leichtfüßigkeit gelingt.

Gleichzeitig wird das filmische Gewand gekonnt stilisiert dargestellt und so bietet uns Regisseur Jason Reitman mit im wahrsten Sinne des Wortes „packenden“ Montagen, schneller Schnitttechnik und einer durchaus interessanten Kameraführung auch ein entsprechendes Reiseerlebnis fürs Auge. Meistens verharrt sie in stabiler Lage die Tragweite und Distanz der Reisen einfangend, zeigt uns aber mit unvorsichtigen Hand-Held Aufnahmen beispielsweise während einer Hochzeit aber auch die sichere Sphäre eines Heims.

Um ehrlich zu sein, ich dachte der Film würde in eine etwas andere Richtung einschlagen und nach meinem Geschmack – um auf mich nicht ganz so zerstörerisch zu wirken – hätte er ruhig mutiger und konsequenter ausfallen können, dennoch bereue ich keineswegs ihn mir angeschaut zu haben. Manchmal schmunzelnd, manchmal fragend verlässt man diesen Flug und applaudiert dem Piloten für die sichere Landung. 8/10
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Gim »

Habe den Godzilla 2014 auf BD gesehen und für ganz gut befunden.
Schöne Monster die auch schön bedrohlich waren und ein guter Godzilla. Schauspieler waren auch ganz gut.

Alles in allem kann ich nur sagen 8 von 10 Urzeitmonstern.
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Dicker
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Dicker »

St. Vincent
In der Sneak gesehen. Eine Tragikkomödie (mehr Komödie als Drama) mit Bill Murray, in der er einen alten Griesgram spielt, der sich des neuen Nachbarsjungen annimmt, dessen alleinerziehende Mutter den ganzen Tag arbeitet. Ich hatte am Ende Pipi in den Augen, war aber alles noch voll im Rahmen. Er hat einige echt lustige Szenen und hält schön die Balance zwischen Tragik und Komödie. Muss man nicht im Kino sehen, aber im Fernsehen ist er absolut zu empfehlen.

12 Years a Slave
ach dem Film dachte ich mich, echt, dafür gabs den Oscar als Bester Film? Nicht falsch verstehen, der Film ist schon gut, aber ich dachte so, gabs da nicht bessere Filme? Ich hab dann mal die Liste angeshen, nein, gabs wohl nicht. Aber restlos überzeugt hat er mich nicht.
Insgesamt wirklich gut gemacht, geht das Thema sehr nüchtern an und drückt nicht auf die Tränenblase. Selbst beim Ende war es irgendwie seltsam unemotional. Man hat er so ein unterschwqelliges schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache. Schauspielerisch gibts auch kaum was zu meckern, aber letztendlich hat mir noc igendwas am Film gefehlt um vollens zu überzeugen.

Almost Famous
Anfangs nur so nebenher im Fernsehen gesehen, musste ich dem Film irgendwann mene volle Aufmerksamkeit schenken. Ich kann höchstens den Titel, mehr nich und hbe erst später erfahen, dass er wohl ein paar Nomminierungen und Preise bekommen hat.
Es geht um einen 15-jährigen, der für ein Underground Musikmagazin Rezensionen schreibt und so Band Stillwater gerät, die gerade auf Tour sind und wohl bald den großen durchbruch haben. Er begleitet sie und man sieht das ganze Roch'n' Roll Leben durch die Augen eines 15-jährigen. Wirklich schön gemacht, zwar stellenweise recht vorhersehbar, abe handwerklich einfach gut. Kann ich nur empfehlen.

Prisoners
Der Trailer versprach viel, der Film kann leider nicht so viel halten. Es geht um eien Vater, dessen Tochter entführt wir, die Polizei lässt den ersten Tatverdächtigen wieder frei, doch der Vater ist fest davon überzeugt, dass er es war und nimmt das Gesetzt in die eigene Hand.
Der Film bezieht viel seiner Spannung aus der Frage, wie weit darf man für seine egene Gerechtigkeit gehen und war der Typ es überhaupt. Leider macht er er aus ersterem Thema viel zu weng. Es ist nur Mittel zum Zweck und nicht Hauptthema des Films. Dieser hat leider kein wirklich klares Grundthema. Dazu kommt, dass der Vater äßerst unsympathisch ist, auch wenn er aus nachvollziehbaren Gründen so handelt,wie er es tut. Aber er scheint sich nur Repekt verschaffen zu können, wenn er die ganze Zeit die Leute anschreit und das geht einem irgendwann auf die Nerven.
Und gerade wenn man vorher True Detective gesehen hat, kommen einem die Verhöre der Polizei sehr stümperhaft vor. Insgesamt ein ganz guter Film, kann man sich durchaus ansehen, aber man verpasst auch nichts bahnbrechendes.

7 Psychos
Den Anfang bei Amazon gesehen. Kenne Leute, die den Film sehr gelobt haben. Ich fand ihn nur anstrengend und hab nach einer Stunde ausgemacht.
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Secretkey »

X-Men: Days of Future Past
Nach einem beeindruckenden Reboot-Start vor einigen Jahren sind die Mutanten wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen und präsentieren sich in einem Sommer-Blockbuster, der diesen Titel - im besten Sinne - auch verdient hat.

Regisseur Bryan Singer liefert eine ambitionierte Zeitreise-Geschichte, in der das beste aus den zwei X-Men Universen aufeinander prallt und auch wenn die seichten Zeitreiseregeln in etwa so ausdefiniert wurden, wie der syntaktisch wirre Filmtitel, so bricht der Film erfreulicherweise nicht unter seiner eigenen Last zusammen, sondern unterhält mit einem bunten Potpourri aus Comic-Action und einem beeindruckenden Charakter-Ensemble. Auch wenn die Mutanten-Fähigkeiten, welche das Herz und die Seele eines jeden X-Men-Ablegers widerspiegeln, nicht ganz so abwechslungsreich ausfallen, wie noch beim Vorgänger, sind sie dafür umso beeindruckender in Szene gesetzt worden. Es ist fast so als hätten sich die Autoren den Film bewusst darauf ausgerichtet, welche Fähigkeiten sich am ehesten dazu eignen würden, ein visuelles Spektakel auf die Leinwand zu pinseln. Das Ergebnis ist ein wahnwitziges und dynamisches Kumulat, das mit seiner Bildgewalt noch durchaus in Erinnerung bleiben wird - obligatorisch muss auch hier die Quicksilver-Sequenz genannt werden, die wohl zu den besten Szenen gehört, die das Kino dieses Jahr zu bieten hatte.

Diese Dynamik kann der Film allerdings nicht stetig halten. Viele der Konflikte zwischen den Charakteren tragen nicht das emotionale Gewicht, welche sie offensichtlich mir weitergeben sollten und sozialkritische Monologe lassen in mir einen Pathos aufsteigen, der mich allenfalls die Augen rollen lässt. Außerdem verwässert meiner Meinung nach der Odem des Marvel-Kosmos das, was man noch aus der Geschichte hätte herausholen können . Zerstörerische Dystopien der Zukunft wirken seicht und Action-reiche Spitzen im Drehbuch werden eher durch den lockeren Humor-Wolf gedreht, statt sie mit intensivem Spannungscharakter zu drehen. Sicherlich habe ich kein emotionales Drama erwartet, aber ganz so bunt hätte ein zweiter Teil meiner Meinung nach auch nicht ausfallen müssen. So fühlt sich das Auge eben geschmeichelt, aber weitere Vibrationswellen wollten sich am Ende eben nicht übertragen.

Nichtsdestotrotz zähle ich auch Teil 2 zu den besseren Comic-Verfilmungen der letzten Jahre. Trotz Drehbuch-Schwächen und einem mir fehlenden emotionalen Faden, der die Geschichte zusammenhalten könnte und den starken Cast etwas verpuffen lässt, ist das Konzept mit seinen Konsequenzen interessant genug, um an den Bildschirm zu locken und vor allem wird eines geboten: spektakulärer Spaß und gute Unterhaltung! 7/10
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Dicker »

Oblivion:
Über Amazon gesehen und positiv überrascht. Ich wusste nicht genau, was mich bei dem Film erwartet und hatte im Vorfeld nur diverse zwigespaltene Reviews gesehen und gehört. Viele der Kritikpunkte mögen berechtigt sein. Ja der Film klaut hemmungslos bei diversen Klassikern, macht das aber gut und behält sich eine gewisse Eigenständigkeit, dass es mir nicht negativ aufgefallen ist. Auch dass die Story recht dünn und voller Logiklöcher sein soll, kann ich jetzt nicht bestätigen. Klar, wirklich tiefgreifend ist sie nicht, hat aber den einen oder anderen netten Twist und die Logiklöcher sind so klein, dass sie mich zumindest nicht gestört haben.
Visuell ist dieser Film aber überragend. Ich mag den "unterkühlten und auf hochglanz poliert" Stil, der hier gewählt wurde. Das Design ist sehr stimmig und die Kameraeinstellungen und vor allem das Licht z.T. wirklich genial. Auch dass es der Film vele ruhigere Passagen hat, gefällt. So können die gut gemachten Action Szenen besser wirken.
8/10

Ist irgendwie komisch, ich mag Tom Cruise nicht, aber viele seiner Filme sind nicht schlecht. Meist nicht sehr gut, aber immer über mittelmaß.
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Spike »

Secretkey hat geschrieben: Nichtsdestotrotz zähle ich auch Teil 2 zu den besseren Comic-Verfilmungen der letzten Jahre.
Das ist Teil 2 und Teil 4 zugleich :)
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Secretkey »

Once
Filme erfüllen verschiedene Zwecke. Sie sind Kunst, Katalysatoren von Emotionen, Fenster zu anderen Welten, Spiegel unserer eigenen Welt, Konsumprodukte und so vieles mehr. Doch wenn sich ein Film als Quelle echter Inspiration herauskristallisiert und das gewisse etwas die Seele zum Erklingen bringt, weiß man umso mehr: hier hat man es mit etwas besonderem zu tun!

Es mag wie ein Märchen klingen. Ein irischer Straßenmusiker lernt auf dem Pflaster seines Schaffens ein Blumenmädchen kennen - er, in der Liebe betrogen, in der Hoffnung sich ein paar Groschen dazu zu verdienen ; sie, Fremde in diesem schönen Land. Und doch fällt das Kennenlernen leicht, das Eis ist schnell gebrochen: die Musik einigt sie und pflastert eine sichere und harmonische Straße, über beide fortan gemeinsam schreiten können.

Die 'ars musica' ist auch das, was den Zuschauer - oder vielmehr Zuhörer - hier durch die filmischen Straßen Dublins geleitet. Immer und überall werden wir von melancholischen Gitarren- und Klavierklängen begleitet. Nicht durch Dialoge, sondern hauptsächlich durch Musiktexte und Harmonien erfahren wir von den Geschichten der beiden Hauptcharaktere, von ihren Träumen, Enttäuschungen. und Vorstellungen. Fast würde man eher von einem besonders langen Musikvideo mit dazwischen geschnittenen Dialogen reden wollen und wem Musik allein zu wenig Substanz bietet oder man mit dem Soundtrack nichts anfangen kann, dessen Herz wird dieser Film mit großer Sicherheit auch nicht erweichen können.
Sicherlich muss man nicht unbedingt Musiker sein, um diese Art von Kino wertschätzen zu können, doch schaden kann es nicht - selten habe ich auf dem Bildschirm die Art von Magie purer dargestellt gesehen, die freigesetzt wird, wenn sich Instrumente umschmeicheln und verschiedene Stimmen sich zu einer einzigen Kraft vereinen, die uns zum Erzittern bringt. Das ist Magie, die wirkt. Puristisch, bewegend und vor allem authentisch. Die Protagonisten sind in erster Linie echte Musiker und keine Schauspieler und die Kamera folgt ihnen in einem fast schon dokumentarischen Stil mit oftmals genügendem Abstand, als würde sie es nicht wagen wollen, das Spiel der beiden unterbrechen zu wollen.

Schon während des Films saß ich mit der Gitarre in der Hand auf dem Bett, habe mich improvisierend dem Spiel der Film-Musiker angeschlossen und verspüre gerade wie selten zuvor den Drang, eigene Lieder und Texte zu schreiben: eins zu werden mit der Musik, in ihr Ausdruck seiner selbst finden.
So sieht Inspiration aus. So fühlt es sich an, wenn ein Film ein Erbe hinterlässt. Die Liebe zu dem, was einen antreibt. 9,5/10
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Secretkey »

Her
Romanzen gibt es mittlerweile wie Sand am Meer – die Art von Liebesfilmen jedoch, die solch eine regelrechte Wärme und Ehrlichkeit ausstrahlen, dass man sich in sie regelrecht verkriechen wollen würde, sind schwerer anzufinden und gleichen einer besonders schönen ans Ufer gespülten Muschel.

'Her' bietet genau solch eine Geschichte, was angesichts des Stoffes zunächst gar nicht unbedingt abzusehen ist. Was hätte wohl jemand anderer als Oscar-Gewinner Spike Jonze mit seinem Drehbuch veranstaltet? In einer durchaus fortgeschrittenen aber unserer doch ähnlichen Zukunft verliebt sich ein sich einsam fühlender Mensch hoffnungslos in sein virtuelles Betriebssystem, das zwar eine stets weiterlernende, menschliche Persönlichkeit und eine schöne Frauenstimme bietet, aber eben doch keinen physischen Körper. Überall sonst - so ahnt man - würde der Inhalt Geißel eines dystopischen und sozialkritischen Zeigefingers werden, der uns mahnend vor den Gefahren der virtuellen Realität warnen und uns zurück in „echte“ menschliche Interaktionen schnippen wollen würde. Bei 'Her' liegen die Dinge jedoch anders.

Der Pfad, den 'Her' entlang schreitet, könnte vom Begriff der plumpen Sozialkritik nicht weiter entfernt sein. Stattdessen ist das Sci-Fi-Element hier bloß Vehikel dafür, um die angenehmen und unangenehmen Wahrheiten hinter dem Komplex der Liebe zu transportieren, die unter die Haut gehen. Ein jeder wird sich an irgendeiner Stelle wiederfinden, wenn der Film darüber philosophiert, was Trennungen in uns auslösen oder was es bedarf, um zu jemanden eine ehrliche Verbindung aufzubauen. Und auch bei Themen dunklerem Naturells wie der allgemeinen Einsamkeit oder der Frage, ob uns die Beziehung zu einem Menschen wirklich ausfüllen kann, verliert sich der Film nicht in deprimierenden Radschlägen, sondern bleibt angenehm anschmiegsam, ohne seicht oder weniger nachdenklich zu werden.

Zum einem liegt dies an der ungeheuren Chemie, die Joaquin Phoenix und Scarlett Johansson zumindest phonetisch gemeinsam versprühen und die nicht bloß eine ganze Bandbreite an Emotionen abfeuern, sondern in ihrem Zusammenspiel auch überraschend leichtfüßig und humorvoll erscheinen.
Auf der anderen Seite ist dies allerdings auch der visuellen Kraft des Films zu verdanken, der uns mit satten Farben und vor allem warmen Rottönen umschmeichelt, auf diese Weise zunächst sehr angenehm erscheint, aber die Bilder dennoch mit genug Würde und Erhabenheit versieht, um uns eine Zukunftsvision zu bieten, auf die man sich zur Abwechslung freuen kann und sie nicht fürchten muss.

'Her' hat mir vor allem wieder mal aufgezeigt, wie wenig wir eigentlich von der Liebe verstehen, aber wie wenig wir auch verstehen müssen, um sich dennoch an ihr zu erfreuen. Schnell finden wir uns in Urteilen und im Unverständnis wieder, wenn die Beziehungen anderer von unseren Normen und Vorstellungen abweichen, doch wer sind wir schon, um Normen setzen und die Sehnsüchte anderer konterkarieren zu wollen. Wichtig ist die Erforschung unserer eigenen Gefühle und wie wir sie nutzen können, um eine Verbindung zur Welt da draußen herstellen zu können. Mit seinem Charme und seinen emotionalen aber umgarnenden Tönen hilft uns 'Her' dabei und wird für mich damit nie wieder als Vertreter von unkonventionellen Romanzen in Vergessenheit geraten. 10/10
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Coyote
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Re: Allgemeiner Film-Thread

Beitrag von Coyote »

Wieder eine Legende weniger. Aber er hat ja ein stolzes Alter erreicht.
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