Body Harvest

Das Testmuster wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Acclaim Deutschland.

Die Lemminge machten sie berühmt, Unirally war damals technisch eines der beeindruckendsten Spiele und Grand Theft Auto (leider nur PC und PSX) hievte sie auf den Thron der namhaften Entwickler. DMA Design`s kleine Spielewerkstadt liegt nicht weit von Edinburgh (Schottland) in einem kleinen Provinzort namens Dundee. Lang, lang hat es gedauert, doch nun ist ihr zeitraubendes Projekt endlich auf dem Markt. Seinerzeit war das reinrassige Shoot `em Up zum Verkaufsstart des N64 geplant. Doch Nintendo meckerte und wollte das Game aufgrund seiner (damals) beeindruckenden Grafik – Engine zu einem RPG avancieren lassen. Letztendlich ist ein Mix aus beiden Genres daraus geworden. Kurioser weise wird Gremlin Interactive dieses Projekt in unseren Regionen vertreiben. Wieso sich Nintendo nicht selber als "Publisher" profilieren wollte ist nicht bekannt, ob es jedoch ein Fehler war, wird sich in einigen Monaten an den Verkaufszahlen herausstellen. Die Story bewegt sich zwischen einem kultverdächtigem B-Movie und einem der Back to the Future Teile. Ihr seid nämlich Drake, Adam Drake . Seines Zeichens cytoplastischer Berufssoldat, der die Menschheit vor Angriffen aus dem All retten soll. Da die verbleibende Menschheit sich in der Gegenwart (Jahr 2016) schon in einem sehr vorangeschrittenen Stadium der Denaturierung befindet, versucht ihr das Böse in der Vergangenheit am symbolischen Schlawittchen zu packen. (siehe Elemente aus Zurück in die Zukunft).
Das Böse? Gigantische, insektenartige Aliens , die unseren blauen Planeten schon seid mehr als 100 Jahren heimsuchen, um kontinuierlich alle 25 Jahre Ärger zu machen. Diese Angriffswellen dauern mit ungeheuerlicher Sicherheit immer vier Tage an und forderten bereits den größten Teil der menschlichen Weltbevölkerung. Per Zeitkapsel reist ihr ins Jahr 1916 zurück, wo die ersten "Fresser – Wellen" im alten Griechenland kursierten. Weitere Stationen sind unter anderem Indonesien, Amerika in den 60 Jahren, Sibirien und letztendlich der Mutterplanet der Mutanten. Doch wie muß man sich eigentlich das Spiel vorstellen? Ihr verlaßt das Raumschiff und durchstreift die Gegend gebunden an spezielle Aufträge. Sogenannte Fresser – Wellen - welche sich vor euch materialisieren - müssen zerstört werden. Dieses geschieht mit ein paar Standard gemäßen Bleispritzen. Ausgerüstet mit Pistole, Maschinengewehr usw. ortet die automatische Zielerfassung eure Widersacher und eliminiert diese. Als Mitstreiterin steht euch einzig und allein Daisy zur Verfügung, die euch wichtige Informationen zukommen läßt. Allerdings greift sie nicht direkt ins Geschehen ein, sondern hält die Stellung an der Basis. Ziemlich abwechslungsreich bestreitet ihr die jeweiligen Level, mal mit vernichtenden Aufträgen von Daisy, mal müßt ihr euer Köpfchen benutzen um an verzwackten Stellen weiterzukommen. Im ersten Level müßt ihr z.B. den Weg mit dem Einsatz von ein wenig Dynamit passierbar machen, oder bei einer übergroßen Statur die Fackel entflammen. Mehr wird jedoch nicht verraten! Ihr seht also keines der zwei Genres kommt zu kurz, rollenspielelemente wechseln sich mit knallharten Kämpfen ab.
Als Hilfestellung im Kampf gegen die Übermacht aus dem All, stehen euch ca. 60 Vehikel zur Verfügung. Von einem einfachen Mofa, bis hin zu dem stark gepanzerten "Bulldog" habt ihr die freie Auswahl. Beachten müßt ihr lediglich die Benzinanzeige und die verbleibende Panzerung. Beeindruckend ist es schon die physikalische Exaktheit im Spiel zu beobachten. Von einfachen mechanischen Grundsätzen wie: schwere Wagen sind langsam, über eine spiegelverkehrte Steuerung beim Rückwärtsfahren hin zum Wegrutschen der Fahrzeuge auf schiefen Ebenen ist fast alles beachtet worden. Man merkt, da hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht. Abschließend wird das Ganze an einer sogenannten Speicherbojen auf der internen Memory Card gesichert. Eine elegante Rumble – Pack Unterstützung begleitet euch durch die 5 riesigen Level. Das Spiel ist bedingt durch seine lange Entwicklungszeit auch dementsprechend groß geworden. Wenn man bedenkt das zwei fast fertiggestellte Level in den Schlußwochen auf Grund des Spielprinzips noch gecancelt wurden, ist man relativ froh, den selten hat man eine so "zeitraubende" Beschäftigung für ca. 130 DM erworben. Das Non plus Ultra stellt jedoch der Sound dar. Wirklich traumhafte musikalische Untermalungen begleiten Adam auf seiner Zeitreise. Mal dramatisch, mal beruhigend echt hörenswert. Leider sind es die kleinen Macken, die Body Harvest den Sprung nach ganz oben verbauen. Was mich persönlich bei noch keinem N-64 Spiel wirklich gestört hat, war der viel zitierte Nebel. Er dient bekanntlich dazu einen langsameren Grafikaufbau zu kaschieren, indem man die Sicht in die Ferne einfach verhindert. Hier wirk er jedoch wirklich hemmend auf das Spielgeschehen, indem er euch den Blick einfach nach einigen Metern abschnürt und strategisch wichtige Punkte einfach übersehen läßt. Die Orientierung fällt dadurch außerdem extrem schwer, was bei zeitlich gebundenen Aufträgen manchmal an euren Nerven kratzt.
Bedingt durch den langsamen Grafikaufbau werden keine wirklichen Slowdowns hervorgerufen, Clippingfehler sind jedoch leider an der Tagesordnung. Leider bleibt es nicht nur bei einigen "verschwindenden" Tentakeln von Aliens, manchmal werden sogar ganze Gebäude verschluckt. Völlig unverständlich ist mir außerdem, daß unser Held in seinem Repertoire nicht Aktionen wie Springen und Schwimmen bereithält. Plumpes Laufen und Schießen ist dementsprechend an der Tagesordnung. Wenn ihr – natürlich aus Versehen – einen Zivilisten erschossen habt, fehlt beim Besagte die oft beschriebene Sterbeszene a là Goldeneye. Schon Millisekunden nach der Tötung verweilt euer Opfer reglos am Boden, der Schrei tönt jedoch noch einige Zeit danach durch die Umgebung. Das paßt irgendwie nicht zusammen. Nennt mich kleinlich, aber solche Details gehören zu einem rundum perfekten Spiel. Grafikfetischisten und Rollenspielhasser sollten daher einen weiten Bogen um Body Harvest machen. In musikalischer und umfangreicher Richtung wird jedoch einiges geboten, daß beinah Jeden vor den Bildschirm fesseln kann. Trotz dieser umfangreichen Kritik, muß man den Mut anerkennen, mit dem die Entwickler versucht haben "Neues" zu schaffen. Setzen wir das nächste Mal einfach eine vernünftige Grafik - Engine drauf, beheben die kleinen Unannehmlichkeiten und freuen uns auf einen 90ziger Kandidaten. Kompliment DMA, wir bedanken uns für so viel Innovation. Kleine Geschichten am Rande: Per Cheat könnt ihr euer Spiel ein wenig "verschärfen". Wählt bei der Sprachauswahl die Englische Version und schon kommt ihr in den Genuß von ein paar Spritzern roter Flüssigkeit in der Vorschau und beim – immer noch unabsichtlichem – Töten einiger Zivilisten . Obwohl ich mich an dieser Stelle wieder einmal gerne über die Einschränkungen der beliebtesten Behörde Deutschlands (BPjS) aufregen könnte, unterlasse ich dies und füge nur ein kleines bezeichnendes Beispiel an: Im "englischen" Vorspann faßt ein Alien in eine büchsengroße Blutlache, um diese genauer zu begutachten. In "deutsch" greift unser Mutant dagegen ins Leere, weil die minimale Pfütze am Boden fehlt. Dies macht die Szene total unverständlich. Nintendo`s familienfreundliche Politik kann den Cut nicht ausgelöst haben, da außerhalb der hiesigen Grenzen das Ganze beibehalten wurde.

Cheats zu Body Harvest

Unsere Wertung

Alexander Olma
(04.12.1998)

Lesereinschätzungen zu Body Harvest

Lesereinschätzung von Marcel Jaquet.

Magazin64@aol.com