Nach längerer Foren-Abstinenz melde ich mich hier im Haustierthread nun "offiziell" zurück. Meine Familie und ich haben - auf gut Deutsch gesagt - eine beschissene Zeit hinter uns und hier im Haushalt hat sich einiges verändert. Aber davon will ich nicht berichten, trotzdem war dies der Anlass für uns, ein neues Familienmitglied aufzunehmen:
Ende April waren wir im Libanon und einmal mehr sind uns die vielen Streuner, abgemagert, teilweise krank und extrem scheu, sehr zu Herzen gegangen. Wir haben sofort angefangen rund um unser Haus tausend Näpfe mit Futter und Wasser für die Katzen und Hunde aufzustellen, die Nachbarn haben uns - wie immer - für bescheuert gehalten, aber seis drum.
Aber diesmal war uns das nicht genug, denn immer wenn wir abreisen, wissen wir, dass zumindest die Hunde, die dort ja als unrein gelten, vertrieben (naja, meistens sogar schlimmeres...) werden.
Wir wollten also einen der Hunde aufnehmen, der dort um unser Haus rum sein Revier hatte, aber so scheu war, dass er sofort wenn er nen Menschen sah, weggelaufen ist. Von Libanon aus konnten wir allerdings nichts regeln, also hat mein Freund von Deutschland aus alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt und schnell haben sich wirklich etliche Tierschutzorganisationen gemeldet, die helfen wollten. Eine gab uns die Kontaktdaten zu einer Organisation in Libanon, Beirut (sowas hatte ich da noch nie gesehen, da gibts ja kaum Tierärzte). Wir mussten in der Zeit aber wieder abreisen und von da an habe ich per Mail mit der Organisation in Beirut "BETA" Kontakt gehalten, die ihr bestmöglichstes versucht haben, den Hund anzulocken und zu fangen.
Nach einigen Wochen ohne Sichtung war aber klar, dass der nachdem er kein regelmäßiges Futter mehr von uns bekommen hat, wohl sein Revier gewechselt hatte

Er war nicht mehr aufzufinden.
Wir haben dann im Familienrat beschlossen, trotzdem einen Hund aus Libanon aufzunehmen und zwar einen, der schon bei der Tierschutzorganisation in Beirut ist. Es sollte einer sein, der es schwer hat vermittelt zu werden. Ein 3-Beiner, der vielleicht nicht so hübsch ist, regelmäßig Medis braucht oder dergleichen - völlig egal.
Umso überraschter waren wir dann, als wir sofort diesen "Hundevorschlag" von der Organisation bekommen haben:
"Big Boy" wurde er von BETA getauft. Er wurde auf einem libanesischem Markt aufgefunden, so schlimm verprügelt, dass er sich nicht mehr bewegen konnte.
Wir waren dann erstmal verwundert, dass sie nach unserer "Bereitschaft" sag ich mal, einen Hund aufzunehmen der es schwer hat, ausgerechnet DIESEN wunderschönen, völlig gesunden und jungen Mischling vorschlagen... das habe ich denen dann so auch gesagt, worauf die Antwort kam: Ob mans glaubt oder nicht, der hat keine Chance vermittelt zu werden. In Libanon haben nur reinrassige Hunde eine Chance und da er glasklar nach Mischling aussieht, würde er wohl für immer, oder zumindest sehr lange Zeit im dortigen Tierheim versauern... unglaublich.
Derzeit wird Hope (so werden wir ihn nennen) auf Katzen- und Kanickelverträglichkeit getestet. Sollte er da kein unnormal aggressives Jagdverhalten aufzeigen (was laut den freiwilligen Mitarbeitern unwahrscheinlich ist, weil er eine Seele von Hund sein soll) dann wird der wunderhübsche Kerl im Juli seine Reise nach Deutschland antreten.
Wir freuen uns wahnsinnig auf ihn und hoffen, dass er den "Katzen- und Kaninchentest" besteht.
Wieso ich mir eigentlich die Finger wund tippe, mögen sich manche fragen. Deshalb: Tiere in Libanon haben einfach keine Lobby in der restlichen Welt(Ehrlich gesagt nicht mal in Libanon... von BETA und 1,2 andren Organisationen abgesehen, ein Tropfen auf dem heißen Stein). Spanien, Griechenland, Türkei, Ägyten etc. schon und ja, ich weiß, dass auch unsere Tierheime aus allen Nähten platzen.
Trotzdem: Die Entscheidung ein Tier aufzunehmen, sei es eine Katze oder ein Hund, ist nicht nur eine Frage der Optik, sondern auch des Charakters. Und oft ist es so, dass Leute, die gewillt sind ein Tier aus dem Tierheim aufzunehmen und nicht vom Züchter, einfach ewig lange suchen, bis es "Klick" macht. Und da finde ich ist es völlig legitim eine Organisation im Ausland zu kontaktieren, die ihre Tiere genauso kennen und eventuell einen passenden Kandidaten parat haben.
Dazu kommt: Ihr könnt euch nicht vorstellen(wobei, doch, einige von euch wissen das), was Tierschutz im Ausland bedeutet. Hier geht es nicht um einen an ner Tankstelle festgebundenen Hund, oder eine herrenlose Katze die einem aufmerksamen Menschen aufgefallen ist (was ich trotzdem nicht runterspielen möchte, klar muss auch denen geholfen werden!). Hier geht es um Hunde und Katzen die aufs brutalste misshandelt und gequält werden. Mit heißem Kaffee verbrühen, einen angezündeten Böller in die Schnauze stecken, in die Augen schießen, eine Pfote abhacken.. aus reinster Willkür. Tagtäglich.
Sollte also jemand von euch ein Tier aufnehmen wollen, aber keins in einem Tierheim finden. Guckt im Ausland, vielleicht sogar bei BETA:
http://www.facebook.com/betalebanon
Ich verspreche euch, ihr werdet ein Tier aufnehmen, das dankbarer nicht sein könnte.
Und da Libanesen die in Deutschland wohnen sowieso die Angewohnheit haben, alle paar Wochen "nach Hause" zu fliegen, klappt das mit der Flugpatenschaft meist auch recht fix.
Wenn einer von euch mehr Infos möchte, kontaktiert mich ruhig... ich werde in nächster Zeit auch deutsche Tierheime fragen, ob sie zu eine Kooperation mit BETA bereit sind. Nachdem ich von ETN, Ärzte für Tiere und Vier Pfoten schon eine Absage bekommen habe, was Kastrationsaktionen im Libanon angeht ("Haben genug woanders zu tun, derzeit in der Ukraine" - wofür ich Verständnis habe, beim Tierschutz mangelt es an allen Ecken), hoffe ich, dass dort zumindest ein paar interessiert sind.