Unabhänging von der ARD-Dokumentation kann ich daher nur an alle appellieren: Bitte, bitte, kauft keine Bücher bei Amazon. Kauft was ihr wollt, aber keine Bücher. Unterstützt die Buchhandlungen in eurer Nähe, meinetwegen selbst die großen Filialisten wie Thalia (auch so ein "Spezialist" bei seinen Geschäftspraktiken) mit ihren Onlineshops, aber BITTE NICHT Amazon. Amazon hat außerdem ein schlechtes Buchsortiment und listet nicht einmal annähernd (!) all die Titel, die es in Deutschland wirklich auf dem Markt gibt. Jede noch so kleine Buchhandlung in Deutschland kann euch mehr Titel besorgen als Amazon.
Zurück zum Thema:
Was mich an der ARD-Dokumentation wirklich heftig stört, ist die extrem reißerische und effekthascherische Aufmachung. Objektivität kann man den Journalisten hier nicht gerade zusprechen, egal wie schwerwiegend die Vorwürfe in Sachen Arbeitsbedingungen auch sein mögen. Guter Journalismus schaut definitiv anders aus als dieser Schund.
Edit: Gerade habe ich noch einen sehr guten Artikel des JETZT!-Magazins der SZ gefunden, der mein obiges Plädoyer am Schluss nochmal schön unterstreicht:
Ganzer Artikel: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/566632Stück für Stück arbeitete sich Jeff Bezos mit Amazon so an sein eigentliches Ziel heran - der größte Einzelhändler der Welt zu werden. Bald kamen Musik und Filme dazu, sowie Warengruppen, die man in Super-, Drogerie- und Elektronikmärkten findet. Später eliminierte er mit dem Lesegerät Kindle die Lager- und Lieferkosten für Bücher, mit dem Kindle Fire auch für Musik und Filme. Als Marktführer konnte Amazon bald schon die Preise diktieren. Verlage, die sich gegen die eingeforderten Rabatte wehrten, wurden einfach aus dem Sortiment genommen. Das konnte sich bald niemand mehr leisten.
Mit dem Buchhandel hatte Jeff Bezos die beste aller Marktlücken gefunden - ein krisengeschütteltes Geschäftsfeld mit Tradition. Sein Konkurrent Steve Jobs sollte dieses Manöver 2003 wiederholen. Da war die Musikindustrie durch digitale Tauschbörsen im Internet wie Napster in die Krise geraten. Jobs lancierte einen Online-Shop für Apples Musikspieler iTunes und eroberte innerhalb von fünf Jahren den Online-Musikmarkt.
Für den Buchhandel und die Verlagswelt ist Amazon eine wirtschaftliche Lebensgefahr. Längst versucht sich der Onlineversand schon als Verlag. Durchaus zum Vorteil der Autoren. Wer sein Buch bei Amazon als E-Book veröffentlicht, bekommt drei- bis viermal so viel Geld, wie bei einem herkömmlichen Verlag. Auch da zeigt sich Bezos Verhältnis zum Produkt Buch. Denn wer bei Amazon publiziert, dem eröffnet sich ein globaler Vertriebsweg. Die Erarbeitung von Themen, das Lektorieren und die Betreuung des fertigen Buches und seines Autors gibt es dort nicht.
Empörend ist das nicht. Jeff Bezos ist kein schlechter Mensch, sondern - genauso wie Steve Jobs - ein erfolgreicher Geschäftsmann. Nur stammt Jeff Bezos eben nicht aus der Kultur der Verlage und Buchhändler, sondern aus der Welt der Hedgefonds. Die beobachten den Fluss des Geldes und suchen dort die geringsten Widerstände. Kultur ist dafür wie geschaffen. Denn Kultur basiert zuallererst auf der Leidenschaft am Werk, das Geschäftliche ist nachrangig. Das gilt selbst für die Schöpfer der ganz großen Erfolge - für J.K. Rowling etwa, für Madonna oder Steven Spielberg. da ist es ein Leichtes, in die Lücken zu stoßen, die jede Krise dort schafft.
Es bleibt jeder Gesellschaft selbst überlassen, ob sie ihre Kultur vor den Kräften der Marktwirtschaft schützen will. In der Verlagswelt der USA schwärmt man jedenfalls seit einigen Jahren vom weltweit einzigen Ort, der Jeff Bezos Widerstand leistet: Deutschland. Dort gibt es ein schlichtes Bollwerk gegen die Kräfte der Marktwirtschaft: die Buchpreisbindung.