Amazon

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Daniel
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Re: Amazon

Beitrag von Daniel »

Amazon ist bei uns in der Buchbranche ja schon seit Jahren ein sehr unliebsamer Mittbewerber - und nicht einmal wegen der Größe des Unternehmens und der dadurch entstehenden heftigen Konkurrenz, sondern weil sich Amazon seit jeher das Buchpreisbindungsgesetz und alles, was damit zusammenhängt, über juristische Grauzonen, erpresserische Taktiken und Schlupflöcher gerne so zurechtbiegt, wie es dem Unternehmen passt. Wen es näher interessiert, der kann hier einen offenen Brief eines Verlegers dazu lesen.

Unabhänging von der ARD-Dokumentation kann ich daher nur an alle appellieren: Bitte, bitte, kauft keine Bücher bei Amazon. Kauft was ihr wollt, aber keine Bücher. Unterstützt die Buchhandlungen in eurer Nähe, meinetwegen selbst die großen Filialisten wie Thalia (auch so ein "Spezialist" bei seinen Geschäftspraktiken) mit ihren Onlineshops, aber BITTE NICHT Amazon. Amazon hat außerdem ein schlechtes Buchsortiment und listet nicht einmal annähernd (!) all die Titel, die es in Deutschland wirklich auf dem Markt gibt. Jede noch so kleine Buchhandlung in Deutschland kann euch mehr Titel besorgen als Amazon.

Zurück zum Thema:

Was mich an der ARD-Dokumentation wirklich heftig stört, ist die extrem reißerische und effekthascherische Aufmachung. Objektivität kann man den Journalisten hier nicht gerade zusprechen, egal wie schwerwiegend die Vorwürfe in Sachen Arbeitsbedingungen auch sein mögen. Guter Journalismus schaut definitiv anders aus als dieser Schund.

Edit: Gerade habe ich noch einen sehr guten Artikel des JETZT!-Magazins der SZ gefunden, der mein obiges Plädoyer am Schluss nochmal schön unterstreicht:
Stück für Stück arbeitete sich Jeff Bezos mit Amazon so an sein eigentliches Ziel heran - der größte Einzelhändler der Welt zu werden. Bald kamen Musik und Filme dazu, sowie Warengruppen, die man in Super-, Drogerie- und Elektronikmärkten findet. Später eliminierte er mit dem Lesegerät Kindle die Lager- und Lieferkosten für Bücher, mit dem Kindle Fire auch für Musik und Filme. Als Marktführer konnte Amazon bald schon die Preise diktieren. Verlage, die sich gegen die eingeforderten Rabatte wehrten, wurden einfach aus dem Sortiment genommen. Das konnte sich bald niemand mehr leisten.

Mit dem Buchhandel hatte Jeff Bezos die beste aller Marktlücken gefunden - ein krisengeschütteltes Geschäftsfeld mit Tradition. Sein Konkurrent Steve Jobs sollte dieses Manöver 2003 wiederholen. Da war die Musikindustrie durch digitale Tauschbörsen im Internet wie Napster in die Krise geraten. Jobs lancierte einen Online-Shop für Apples Musikspieler iTunes und eroberte innerhalb von fünf Jahren den Online-Musikmarkt.

Für den Buchhandel und die Verlagswelt ist Amazon eine wirtschaftliche Lebensgefahr. Längst versucht sich der Onlineversand schon als Verlag. Durchaus zum Vorteil der Autoren. Wer sein Buch bei Amazon als E-Book veröffentlicht, bekommt drei- bis viermal so viel Geld, wie bei einem herkömmlichen Verlag. Auch da zeigt sich Bezos Verhältnis zum Produkt Buch. Denn wer bei Amazon publiziert, dem eröffnet sich ein globaler Vertriebsweg. Die Erarbeitung von Themen, das Lektorieren und die Betreuung des fertigen Buches und seines Autors gibt es dort nicht.

Empörend ist das nicht. Jeff Bezos ist kein schlechter Mensch, sondern - genauso wie Steve Jobs - ein erfolgreicher Geschäftsmann. Nur stammt Jeff Bezos eben nicht aus der Kultur der Verlage und Buchhändler, sondern aus der Welt der Hedgefonds. Die beobachten den Fluss des Geldes und suchen dort die geringsten Widerstände. Kultur ist dafür wie geschaffen. Denn Kultur basiert zuallererst auf der Leidenschaft am Werk, das Geschäftliche ist nachrangig. Das gilt selbst für die Schöpfer der ganz großen Erfolge - für J.K. Rowling etwa, für Madonna oder Steven Spielberg. da ist es ein Leichtes, in die Lücken zu stoßen, die jede Krise dort schafft.

Es bleibt jeder Gesellschaft selbst überlassen, ob sie ihre Kultur vor den Kräften der Marktwirtschaft schützen will. In der Verlagswelt der USA schwärmt man jedenfalls seit einigen Jahren vom weltweit einzigen Ort, der Jeff Bezos Widerstand leistet: Deutschland. Dort gibt es ein schlichtes Bollwerk gegen die Kräfte der Marktwirtschaft: die Buchpreisbindung.
Ganzer Artikel: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/566632
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realcts
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Re: Amazon

Beitrag von realcts »

Daniel hat geschrieben: Was mich an der ARD-Dokumentation wirklich heftig stört, ist die extrem reißerische und effekthascherische Aufmachung. Objektivität kann man den Journalisten hier nicht gerade zusprechen, egal wie schwerwiegend die Vorwürfe in Sachen Arbeitsbedingungen auch sein mögen. Guter Journalismus schaut definitiv anders aus als dieser Schund.

ist halt fernsehen, bei so ner reportage steht halt schon vor dem dreh fest welche richtung man den leuten zeigen will und versucht dann natürlich die passenden bilder dazu zu drehen...
ich sehe ja welche stuss das fernsehen bei themen verzapft die mich interessieren und wo ich mich auskenne, und da will ich nicht wissen, wie verlogen die restl. themen sind, von denen ich keine ahnung hab! deswegen halt ich mich bei dem amazon-thema ganz raus, denn ich glaube nicht alles blind was im fernsehen gezeigt wird (zumal ich sowieso nu schon seit fast 2 jahren keinen tv-anschluss mehr habe :applaus: ) und kaufe auch weiterhin bei amazon ein, is für mich immernoch der beste online-shop wo gibt!
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Spike
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Re: Amazon

Beitrag von Spike »

Daniel hat geschrieben:Wen es näher interessiert, der kann hier einen offenen Brief eines Verlegers dazu lesen.
Wo du den Brief ansprichst, zu dem habe ich einen netten Kommentar gelesen:
http://www.heise.de/resale/artikel/Amaz ... 04935.html

Klar, Amazon nutzt mittlerweile seine Marktmacht aus, welches Unternehmen würde das nicht machen? Man muss auch sehen, dass Amazon (bei uns z. B.) am meisten Umsatz einbringt, wir machen mittlerweile dort 2/3 unseres E-Book Umsatzes.

Da ich persönlich auf dem Dorf wohne, kann ich nicht immer in die örtliche Buchhandlung, da ist eine Onlinebestellung einfach bequem. Bei Thalia & Co habe ich hier negative Erfahrungen gemacht, der Service passt einfach nicht, da ist Amazon einfach meilen voraus. Für mich als Konsument sind Preis und Service das Kriterium Nr. 1. Kann aber auch Verleger verstehen, wenn sie dort nicht mehr die Konditionen bekommen, die sie von anderswo gewohnt sind.
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Odango
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Re: Amazon

Beitrag von Odango »

Ich finde Amazon hat in den letzten Jahren nachgelassen. Ich bestelle da nur noch Sachen, die ich anderswo nicht bekomme, oder die eben günstiger sind. Wenn dem nicht der Fall ist, kauf ichs woanders. Bücher sowieso, wegen der Buchpreisbindung kann Amazon da gar nicht günstiger sein. Eher im Gegenteil, es gibt andauernd Buch.de/Bücher.de Gutscheine, die zwar nicht auf Bücher anwendbar sind, aber die man zusammen mit ner BluRay, oder nem Spiel etc. dann nutzen kann. Das kommt dann immer noch günstiger als bei Amazon.
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Spike
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Re: Amazon

Beitrag von Spike »

Bei RTL oder der BILD hätte man sowas erwartet, aber die ÖR sollten dann doch neutral berichten ... wenn man auf Missstände hinweist, findet das schon beachtung allein weil es ausgestrahlt wird. Es ist dann nicht die Aufgabe der Redaktion, hier künstlich in eine bestimmte Richtung zu pushen. Das ist dann Aufgabe der Behörden.

Ich habe leider noch keine Zeit gefunden, den Beitrag selber zu sehen, lese diese Vorwürfe aber öfters.
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Azazel2k

Re: Amazon

Beitrag von Azazel2k »

Habe bisher, bis auf eine Ausnahme, keine schlechten Erfahrungen mit amazon gehabt.
Top Service, gerade bei Reklamationen, unschlagbare Preise, blitzversand und den meist kostenlos. Hinzu kommt die komfortable und unkomplizierte Möglichkeit zum eigenen Verkauf.
Davon abgesehen habe zumindest ich noch nix gefunden das ich bei amazon nicht bestellen lies.
Von den umstrittenen Unternehmen hat sich amazon getrennt.
Werde also weiter bei amazon bestellen.

Wer sich aber zb über Leiharbeiter bei amazon beschwert ist dumm. Sollte eigentlich jeder denkende Mensch wissen das amazon überall spart wo es irgendwie geht. Andernfalls wären diese Preise und der Service nicht möglich.

Objektiv muss man aber auch zu den Leiharbeitern sagen: besser das als arbeitslos. Gerade auf dem spanischen Arbeitsmarkt sieht's sehr düster aus und gerade der amazon fall wurde überhaupt erst durch die miese EU Politik mit seiner Freizügigkeit moglich.
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Re: Amazon

Beitrag von Spike »

Leiharbeiter sind notwendig, um die saisonalen Topzeiten wie Weihnachten zu überstehen, mit fester Belegschaft ist das nicht machbar und auch nicht wirtschaftlich. Natürlich sollten die gut behandelt und angemessen bezahlt werden.

Aber ich sag es mal so: Wenn man Leute findet, die zu einem gewissen Preis arbeiten, wird man den Preis auch anbieten. Wenn das nicht ausreicht sind die Leute entweder verzweifelt oder denen reicht das aus ... aber dann ist es Aufgabe der Politik, hier für einen Mindestlohn zu sorgen. Das Unternehmen kann nur für gute Arbeitsbedingungen sorgen, die Löhne sind halt auf dem Niveau, zu denen Leute scheinbar bereit sind, dafür zu arbeiten ...
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Re: Amazon

Beitrag von realcts »

Spike hat geschrieben:Bei RTL oder der BILD hätte man sowas erwartet, aber die ÖR sollten dann doch neutral berichten ... wenn man auf Missstände hinweist, findet das schon beachtung allein weil es ausgestrahlt wird. Es ist dann nicht die Aufgabe der Redaktion, hier künstlich in eine bestimmte Richtung zu pushen. Das ist dann Aufgabe der Behörden.

ich verweise da mal auf die ein oder andere frontal21 berichterstattung über videospiele... da war der aufschrei groß, weil vieles falsch dargestellt wurde, da stand die formel "anti-videospiele" auch schon im vorfeld fest, sonst hätte man sich mit dem thema genauer auseinander gesetzt und objektiver berichtet, aber einen beitrag/doku der nicht reißerisch wirkt, guckt sich halt keiner an...
hab den amazon-beitrag aber auch noch nicht gesehen, bekomm nur mit wie viele wieder zur mistgabel und fackel greifen... wenn diese security-firma da schmu mit den leiharbeitern betrieben hat, denke ich nicht das der auftrag von amazon selber kommt, sondern aus eigeninitiative so gehandelt haben, ergo ein paar schwarze schafe bauen scheisse und der große ist schuld. aber die haben ja die zusammenarbeit mit dieser firma beendet so wie ich das gelesen habe.
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apelino
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Re: Amazon

Beitrag von apelino »

So schlimm wie die oben genannten Sachverhalte auch sein mögen, ich habe heute den Marketplace für mich entdeckt. Wohlgemerkt als Verkäufer. Mein Bücherregal darf nun etwas entlastet werden. Immerhin neigt sich das Studium im Sommer wohl dem Ende entgegen und in viele Fachbücher (dafür gibt es wohl keine besser Plattform) habe ich schon seit dem Grundstudium nicht mehr reingeschaut bzw. wurden mal für ein Modul beschafft. Jetzt warte ich auf den Geldregen. :applaus:
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Re: Amazon

Beitrag von realcts »

haste schonmal bei booklooker reingeschaut?


edit: eben noch gefunden

http://www.theeuropean.de/jennifer-pyka ... -fiktionen
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apelino
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Re: Amazon

Beitrag von apelino »

realcts hat geschrieben:haste schonmal bei booklooker reingeschaut?
Selber schon bestellt und dort gestern auch erstmals ein paar Tittel reingepackt.
Hielt ich aber nicht für erwähnenswert. :laugh:
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Re: Amazon

Beitrag von realcts »

und ein weiterer artikel der nich pro ard ist
http://pro-medienmagazin.de/?id=komment ... s[id]=6337
Zuletzt geändert von realcts am Mo 25. Feb 2013, 14:45, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Amazon

Beitrag von apelino »

Ich konnte nun tatsächlich schon ein paar Sachen über den Marketplace verkaufen.

Doch nach 4 Tagen kann ich auch sagen, dass rebuy & Medimops die Preise da schon gut kaputtmachen. Indem jene den eigenen Preis stets um 1 Cent unterbieten, drehen die die Preise beliebig nach unten. Habe mal probehalber einen größeren Sprung gewagt und ein Buch direkt mal 2-3 Euro günstiger angeboten als der zuvor günstigste Preis von Medimops o.a., und siehe da, nur ein paar Stunden später war auch deren Preis gnadenlos angepasst. Schöne scheiße. :| Klar, es gibt Plattformen wie Booklooker, dort hat man den Preiskampf nicht in derart drastischer Weise, aber der Rezipientenkreis ist ebenda auch deutlich kleiner bzw. im Vergleich zu Amazon wohl unschlagbar. :|
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Odango
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Re: Amazon

Beitrag von Odango »

Aber bei Amazon bis du als Verkäufer der letzte Arsch. Abgesehen von den horrenden Gebühren, die du bei einem Verkauf an Amazon abdrücken musst, hat der Käufer dir gegenüber so viele Rechte und Möglichkeiten dich zu bescheißen, dass du wenn du Pech hast und an einen unehrlichen Käufer gerätst ganz schnell ohne Geld UND ohne Ware dastehen kannst. Ich hab da schon solche Horrorgeschichten gelesen, da kann ich nur den Kopf schütteln.
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apelino
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Re: Amazon

Beitrag von apelino »

Gruselgeschichten dieser Art mocht' ich jetzt ganz und gar nicht hören. :ugly: Wird schon alles gut gehen - hoffe ich.

Was die oben genannte Preisdrückerei anbelangt, so kann man dass ganze aber auch für sich nutzen. Angenommen man möchte einen begehrten Artikel über den Marketplace beziehen. Die Preise erscheinen einem allerdings horrend. Dann kann man kurzerhand 'so tun als ob' man eben diesen Artikel verkauft. Binnen weniger Stunden sollten Medimops / Rebuy nachziehen mit den Preisen. Da wird deren Artikel zu den dann plötzlich ganz guten Konditionen in den Warenkorb geladen und gekauft. Der eigene 'Schein-Artikel' wandert wieder aus dem eigenen Sortiment. :kruemel:
So kann man die blöden Händler gekonnt mit ausspielen. :hase: Ein Buch, welches originär ~13,00 kostete, habe ich auf diesem Wege auf 2,99 runtergedrückt. :lol: Achja, das empfiehlt sich freilich nur bei Artikeln die nicht sonderlich stark nachgefragt werden. Nicht dass man binnen Minuten eine Bestellung im eigenen Postfach hat und der eigene, nicht vorhandene Artikel, gekauft wurde. :wink:
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Re: Amazon

Beitrag von Mr. Wood »

Daniel hat geschrieben:Guter Journalismus schaut definitiv anders aus als dieser Schund.
Wenn ich an unsere Uni-Zeitung zurückdenke, kann ich nur festhalten, dass der Journalistennachwuchs schon dort mit den Jahren immer schlechtere Qualität abgeliefert hat. Bezüglich des ARD-Beitrags glaube ich nicht, dass eine harmlosere Fassung ein solches gesellschaftliches Echo hervorgerufen hätte. Wer zahnloses Zeug sehen will, bekommt bei den ÖRs ja ebenfalls mehr als genug geliefert. Etwas Biss war für mich mal eine nette Überraschung.
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Daniel
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Re: Amazon

Beitrag von Daniel »

Seit der Doku wird auf Amazon - insbesondere bei uns in der Buchbranche - von allen Seiten kräftig draufgehauen, zum Teil verlässt das auch zunehmend den "fairen" und konstruktiven Bereich. Ich hab dazu in meinem E-Publishing Blog Stellung genommen, den ich mit einem Kommilitonen und zwei Lektoren betreibe. Falls es jemanden interessiert (ja, ich geb zu, der Beitrag ist eher branchenspezifisch, aber trotzdem :hase:):

(Drama)zon - Die Wurzel allen Übels?
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Re: Amazon

Beitrag von Spike »

Schöner Artikel. Da wird von vielen Parteien extrem geheuchelt um sich als Retter der Kultur / der Arbeitnehmer zu profillieren.

Wir machen über 50% unseres E-Bookumsatzes über Amazon. Hätte Amazon sich vor Jahren nicht um das Thema in Deutschland gekümmert, wir wären immer noch Entwicklungsland ...
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Re: Amazon

Beitrag von Daniel »

Danke für das Kompliment :) Ich hab den Artikel eh noch etwas entschärft, einige Formulierungen waren zu Anfangs deutlich polemischer.

Ich halte von Amazon als virtuellem Buchhändler aus bekannten Gründen nach wie vor nichts, aber das, was derzeit betrieben wird, ist eine mediale Hexenjagd.
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Re: Amazon

Beitrag von Spike »

Amazon ist auch nur ein kapitalistisches Unternehmen. Kein Verlag ist gezwungen, Amazon zu beliefern. Fakt ist, mit Amazon macht man gute Geschäfte, weil Amazon eine tolle Plattform mit viel Service bereitstellt, dafür aber versucht, seinen Gewinn zu maximieren. Dagegen lässt sich auch nichts sagen, solange man sich an Gesetze hält. Amazon hat sich diese Marktmacht genau wie Google hart erarbeitet. Natürlich kann ich das kritisieren, weil die Konditionen mangels ernsthafter Konkurrenz nicht so toll sind, wie ich als Verlag das selber gerne hätte. Im Endeffekt gehts dabei aber nur um den eigenen Profit und das ist das heuchlerische an der ganzen Sache.

Ok, vielleicht sehe ich das jetzt auch zu einfach. Aber im Endeffekt bin ich vielleicht sogar froh, dass Amazon die eingerostete deutsche Verlagslandschaft mal aufmischt.
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Re: Amazon

Beitrag von Daniel »

Die Betrachtung finde ich tatsächlich etwas zu einfach.

Das Preisbindungsgesetz besagt unter anderem, dass sich der vom Verlag eingeräumte Rabatt nicht alleine am Umsatz orientieren darf. Außerdem ist von einer Rabatthöchstgrenze von 50% die Rede (frag mich jetzt aber bitte nicht nach dem genauen Paragraphen).

Genau das missachtet Amazon aber - die Verlage werden erpresst. Entweder du zahlst mir meine 50+ % Rabatt oder du fliegst aus meinem Sortiment. Punkt. Thalia hat vor einigen Jahren eine ähnliche Geschäftspolitik betrieben und dafür vor Gericht gehörig eins auf den Deckel bekommen. Bei Amazon ist das leider nicht so einfach, da man einen Teil des Rabatts auch gerne hinter ominösen Begriffen wie "Lagerkosten" versteckt, um sich still und heimlich um die entsprechende Stelle des Preisbindungsgesetzes herumzulavieren. Von den gekauften Platzierungen ("Unsere Top-Seller", "Lesenswert" uvm.) für horrende Preise möchte ich gar nicht anfangen. Im stationären Handel stünde so etwas nie zur Debatte.

Vergessen wir auch nicht, dass selbst bei den größten Verlagshäusern das Programm aus einer reinen Mischkalkulation besteht - 5% der Titel (= Bestseller) finanzieren den Rest des Programms (= Backlist). Nur dadurch können die Verlage über viele Jahre hinweg vermeintlich "alte" Produkte überhaupt lieferbar halten. Die Durchschnittskalkulation für einen Printtitel ist ja auch denkbar eng, denn im Gegensatz zu anderen Herstellern aus anderen Branchen können Verlage ihre Produkte nicht eben mal so frei kalkulieren, um den von Amazon geforderten Rabatt tragen zu können, sondern müssen von einem fixen, gebundenen Ladenpreis ausgehen:

10 % Autorenhonorar
+ 25 % Herstellungskosten
+ 25 % Handlungskosten
+ 35 % Rabatt für Barsortiment und Handel
+ 5 % Gewinn

= 100 %

+ 7 % USt

= 107 % = Bruttoladenpreis = Endkundenpreis

Jetzt zieh mal von dieser Durchschnittskalkulation 55 % Rabatt für Amazon ab. Da zahlt jeder Verlag drauf, auch wenn er dafür noch so viel umsetzt.

Nein, also aus Buchhändlersicht kann ich dieses "Geschäftsmodell" definitiv nicht gutheißen.
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Re: Amazon

Beitrag von Spike »

Wenn jeder Verlag wirklich draufzahlt, würde es doch bei Amazon keine Bücher geben ... weil niemand mehr etwas anbietet?
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Re: Amazon

Beitrag von Daniel »

Nein, denn wer bei Amazon nicht gelistet ist, ist in den Augen des Durchschnittskunden quasi nicht existent. Kleinere Verlage können sich Geschäftsbeziehungen mit Amazon auch definitiv nicht leisten und tauchen deshalb im Sortiment des Händlers gar nicht erst auf. Deshalb spreche ich auch immer wieder davon, dass jeder Buchhändler um die Ecke mehr Titel besorgen kann als Amazon - alleine dadurch, dass eben auch Geschäftsbeziehungen zu kleineren Verlagen bestehen und deren Titel in den Buchhandelsbibliographien sehr wohl auftauchen, wenn man nach ihnen sucht.

Draufgezahlt wird aber in fast allen Fällen, auch von den großen Verlagen. Ich arbeite ja im Vertrieb einer sehr großen Verlagsgruppe und wenn ich Vergleiche ziehe, was ein Buch im Laden kostet und dann im System nachschaue, wie viel Rabatt Amazon im Gegensatz zum durchschnittlichen Buchhändler vor Ort bekommt, stellt es mir sämtliche Haare auf. Was man bei Amazon draufzahlt, muss man dann eben an anderer Stelle quersubventionieren, oftmals auch durch noch niedrigere Rabatte für den stationären Handel. Die Verhältnisse verschieben sich zu Gunsten eines einzelnen großen Unternehmens, der Rest darf darunter leiden.
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Re: Amazon

Beitrag von Spike »

Ich verstehe immer noch nicht den Sinn dahinter, sein Sortiment mit Verlust auf Amazon anzubieten. Sind die Verlage es dann nicht selber schuld? Ich verkaufe doch nicht auf einer Plattform, die nicht profitabel ist?
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Re: Amazon

Beitrag von Daniel »

Wenn diese Plattform aber eine Marktmacht besitzt, die so groß ist, dass sie in den Augen der Kunden quasi als "Referenzdatenbank" verankert ist, hat man kaum eine andere Wahl, sofern man sich das Negativgeschäft irgendwie leisten kann.

Ich habe während meiner Ausbildung mehr als genug Situationen und Menschen kennen gelernt, in denen es von Kundenseite hieß: "Ich habe von einem Buch gehört, aber das scheint es nicht zu geben. Amazon hat es nicht, also existiert es auch nicht." Wenn ich dieses Buch nach wenigen Minuten Suche dann doch präsentieren und sogar bestellen konnte, sofern es nicht auf Lager war, erntete ich ungläubiges Staunen.

Traurig, aber wahr.
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