Um auch eine richtig schlechte Kritik zu "Green Room" beizusteuern, klinke ich mich mal ein.
Im Kino (als Sneak Preview) gesehen: "Green Room"!
Welche Band würdet Ihr auf eine einsame Insel mitnehmen? Nun, die Ain't Rights wären es wohl nicht, denn man braucht schon sehr viel Wohlwollen, um deren Gegröle im weitesten Sinne als Musik durchgehen zu lassen. Es verwundert jedenfalls kaum, dass die Gruppe total pleite ist und sich sogar ihr Benzin zusammenklauen muss. Nach einem Gig in einer abgeranzten Neonazi-Kaschemme wird ein Bandmitglied versehentlich Zeuge eines gerade verübten Mordes und fortan trachten ihnen allen der Clubbesitzer Darcy und seine Schergen nach dem Leben.
Was folgt ist ein brutal-intensives Katz-und-Maus-Spiel, bei dem man sich voll und ganz auf die zunehmend eskalierende "Belagerung" der Ain't Rights konzentriert hat. Verbarrikadierung im Hinterzimmer, vergebliche Verhandlungen, verzweifelte Fluchtversuche, erste Opfer - hier geht es kompromisslos zur Sache und vor allem die explizite Gewaltdarstellung kann durchaus überzeugen. Eine halb abgerissene Hand hier, eine vom Kampfhund durchgebissene Kehle dort.. "Green Room" ist nichts für schwache Nerven. Leider macht der Streifen, den man vielleicht als Psychothriller mit Splatter-Einlagen bezeichnen könnte, darüber hinaus sehr vieles falsch. Unvermögen der Macher und eklatante Drehbuchschwächen geben sich hier die Klinke in die Hand.
Großes Problem Numero Eins: Es gibt keine Sympathieträger. Von Anfang an werden die Bandmitglieder als dumme Idioten präsentiert, denen man ihr Versagen im Leben sowohl ansieht als auch gönnt. Dass sie ohne mit der Wimper zu zucken in einer abgewrackten Nazi-Bude spielen und ihnen dieser wirklich ekelerregend dreckige Schuppen mit seinen Schmierereien (u.a. Hakenkreuze und andere erbärmliche "White Power"-Sprüche) und dem Abschaum der Menschheit, der dort herumlungert, nicht das geringste auszumachen scheint - also das spricht einfach Bände. Jeder normale Mensch würde wohl schnellstens Reißaus nehmen, wenn er nur in die Nähe solcher Gestalten käme.
Großes Problem Numero Zwei: Der Film wimmelt vor Logiklöchern bzw. unglaubwürdigen Handlungen der Charaktere, wobei das größte Manko der offensichtliche Unwille ist, irgendetwas auch nur halbwegs nachvollziehbar zu erklären. Der Plan von Darcy (gespielt von Patrick Stewart, bei dem ich mich frage wieso er sich für Mumpitz wie diesen hergibt) erscheint völlig wirr und seine Entscheidungen erst recht. Wieso z.B. spricht er sich zunächst vehement gegen den Einsatz von Schusswaffen aus und später ist das vollkommen egal? Wieso ziehen er und seine Leute auf einmal ab und er verlässt sich darauf dass zwei Typen die wehrhaften Protagonisten erledigen? Wie genau sollte das Szenario am Ende aussehen? Was ist das überhaupt für eine Rote-Schnürsenkel-Bewegung, die wir hier sehen? Man könnte ewig so weiter machen.
Ein Film muss nicht sämtliche Erklärungen auf dem Silbertablett servieren, "Green Room" schafft es aber, sich mit seinen vollkommen stumpf geschriebenen, unsympathischen Figuren, seinem ätzenden Setting, der unerträglich beschissenen "Musik" und der mehr als schluderigen Erzählweise selbst ins Aus zu schießen. Spannung kommt da kaum auf, was für solch eine Art von Film natürlich fatal ist. Wirklich schade, denn die heftig brutale Belagerungs-Prämisse hat tatsächlich ihre gelungenen Momente und man hätte daraus einen durchaus überzeugenden Film machen können. Tja, mit Betonung auf "hätte".
__/ __/ __/ Note 5 (2/10) __/ __/ __/