Kinofilm-Thread
- Itsame
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Re: Kinofilm-Thread
also ich kann deine meinung nicht teilen secret. du interpretierst in filme immer viel zu viel. ren ist ein milchbubi. und besonderes schauspiel habe ich auch nicht entdecken können. das einzige was ihn rettet ist die tatsache, dass sie das äußere von hans sohn aus der expanded universe übernommen haben. er hat da die gleiche frisur.
- Secretkey
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Re: Kinofilm-Thread
Natürlich interpretiere ich - das verlangt die Kunstform Film auch. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich da irgendwas zu viel reinlese, sondern die Charaktere schon genau so deute, wie es auch beabsichtigt war. Weiß jetzt nicht genau, wo ich etwas geschrieben habe, was komplett aus der Luft gegriffen war? An welcher Stelle meinst du denn, das ich mir was zusammenreime?

- Itsame
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Re: Kinofilm-Thread
na eigentlich alles in deinem ersten spoiler. das mit der maske z.b.. er fühlt sich nicht unwohl wegen hans ( ja so heisst er). er hat mist gebaut und steht vor seinem meister. darum ist er so. und du interpretierst sein unbehagen in zusammenhang mit der maske? ja ne, is klar. sorry, aber filme interpretiert man nicht auf diese art. aber egalSecretkey hat geschrieben:Natürlich interpretiere ich - das verlangt die Kunstform Film auch. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich da irgendwas zu viel reinlese, sondern die Charaktere schon genau so deute, wie es auch beabsichtigt war. Weiß jetzt nicht genau, wo ich etwas geschrieben habe, was komplett aus der Luft gegriffen war? An welcher Stelle meinst du denn, das ich mir was zusammenreime?
- Spike
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Re: Kinofilm-Thread
Ich stimme dir bei Kylo zu secretkey 

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Re: Kinofilm-Thread
Die Intentionen bei der Figur sind schon klar und daher macht es die Pille auch minimal leichter zu schlucken. Dennoch bleibt bei diesem Dr. Jekyll und Mr. Hyde hier ein Persona schlicht Anakin Skywalker Light und um diesen Fakt kann man noch solange herumtanzen. 

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Re: Kinofilm-Thread
Was ist daran schlimm? Wie würdest du einen von der Macht hin und her gerissenen Jüngling darstellen? Ich finde, er hat genug eigenständiges Profil und steckt den Anakin aus EP1-3 locker in die Tasche.
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Re: Kinofilm-Thread
Auf jeden Fall nicht als kleinen Trotzkopf, der seine Wut an der Einrichtung auslässt. Er hatte stattdessen ja auch irgendwelche Tiere quälen können oder so. Siehe zum Beispiel Prinz Jeffrey in GoT
Alles, das erfunden werden kann, ist erfunden worden!
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Re: Kinofilm-Thread
Warum willst du ihn als Sadisten darstellen? Das ist er mit Sicherheit nicht. Er ist ein guter Kerl, der von der dunklen Seite korrumpiert wurde und kein Sadist. Je nachdem, was die in den späteren Episoden mit ihm vorhaben wäre das auch nicht passend.
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Re: Kinofilm-Thread
Kylo Ren ist meiner Meinung nach das, was Anakin in den Prequels hätte sein müssen, um am Ende komplett mit der Figur mitfühlen zu können!
Aber zu einem anderen Film, den ich gestern gesehen habe und zu dem ich nur ein paar kurze Worte lassen möchte: Carol
Ein Filmtitel wie ein Gesang! Eine Liebesgeschichte zwischen Cate Blanchett und Rooney Mara, angesiedelt in den 50er Jahren. Natürlich eine Zeit, wo für eine lesbische Liebe in der Gesellschaft kein Platz war. Das tolle an diesem Film jedoch? Statt den Oscar-Köder auszuwerfen und ein gesellschaftlich umwebendes, großes Drama zu produzieren, zeigt sich der Film hauptsächlich an seinen zwei Charakterinnen interessiert und fühlt sich an wie eine schier märchenhafte Truhe voller Intimität.
Plötzlich ist da was echtes, wenn sich die Blicke der beiden Frauen quer über den Raum treffen. Der Fokus liegt nicht auf dem Gesagten, sondern auf dem, was ungesagt bleibt. Jedes Aufeinandertreffen von zwei Augenpaaren und jede kleine Berührung fühlte sich für mich an, wie ein elektrisierender, prickelnder Schlag kombiniert mit einer warmen Dusche, sodass das Näherkommen der beiden Personen stets begleitet wurde von meinem immer schneller klopfendem Herzen. Eingefangen werden die Bilder von der körnigen Ästhetik eines alten Fotoalbums - einem Abbild vergangener Zeiten. Eingeengt und verstohlen durch Türrahmen und beschlagene Fensterscheiben auf die beiden Frauen blickend, sichtbar erleichtert und befreit, wenn sie zueinander finden.
Es ist nicht die Geschichte großer Dramen oder gesellschaftlicher Umbrüche. Es ist eine Geschichte, die einen an die Hand nimmt und in den warmen Dunst der Sehnsucht hüllt.
Einer der besten Filme des Jahres 2015 und definitiv einen Platz in meiner Top 5 sicher. 9/10
Aber zu einem anderen Film, den ich gestern gesehen habe und zu dem ich nur ein paar kurze Worte lassen möchte: Carol
Ein Filmtitel wie ein Gesang! Eine Liebesgeschichte zwischen Cate Blanchett und Rooney Mara, angesiedelt in den 50er Jahren. Natürlich eine Zeit, wo für eine lesbische Liebe in der Gesellschaft kein Platz war. Das tolle an diesem Film jedoch? Statt den Oscar-Köder auszuwerfen und ein gesellschaftlich umwebendes, großes Drama zu produzieren, zeigt sich der Film hauptsächlich an seinen zwei Charakterinnen interessiert und fühlt sich an wie eine schier märchenhafte Truhe voller Intimität.
Plötzlich ist da was echtes, wenn sich die Blicke der beiden Frauen quer über den Raum treffen. Der Fokus liegt nicht auf dem Gesagten, sondern auf dem, was ungesagt bleibt. Jedes Aufeinandertreffen von zwei Augenpaaren und jede kleine Berührung fühlte sich für mich an, wie ein elektrisierender, prickelnder Schlag kombiniert mit einer warmen Dusche, sodass das Näherkommen der beiden Personen stets begleitet wurde von meinem immer schneller klopfendem Herzen. Eingefangen werden die Bilder von der körnigen Ästhetik eines alten Fotoalbums - einem Abbild vergangener Zeiten. Eingeengt und verstohlen durch Türrahmen und beschlagene Fensterscheiben auf die beiden Frauen blickend, sichtbar erleichtert und befreit, wenn sie zueinander finden.
Es ist nicht die Geschichte großer Dramen oder gesellschaftlicher Umbrüche. Es ist eine Geschichte, die einen an die Hand nimmt und in den warmen Dunst der Sehnsucht hüllt.
Einer der besten Filme des Jahres 2015 und definitiv einen Platz in meiner Top 5 sicher. 9/10

- Gin
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Re: Kinofilm-Thread
The Revenant
Es gibt Filme, die haben eine so clevere Geschichte und/oder Dialoge, dass ich sie immer und immer wieder schauen kann und ständige Kleinigkeiten entdecke, die mir vorher entgangen sind.
"The Revenant" ist nicht so ein Film.
Macht aber nichts, denn - ähnlich wie Mad Max von seiner Action lebt - lebt "The Revenant" von seiner unfassbar dichten Atmosphäre/Stimmung, den Bildern und zwei grandiosen Schauspielern (Tom Hardy war mein persönliches Highlight). Dazu gibts als i-Tüpfelchen den vielleicht besten Menschen vs. Tier -Kampf aller Zeiten
Hätte man den Film etwas komprimieren können? Sicherlich, aber die Länge fiel für mich nicht so neagtiv ins Gewicht.
Toller Film, den ich wahrscheinlich nicht nochmal sehen muss, aber auch nicht hätte missen wollen!
Es gibt Filme, die haben eine so clevere Geschichte und/oder Dialoge, dass ich sie immer und immer wieder schauen kann und ständige Kleinigkeiten entdecke, die mir vorher entgangen sind.
"The Revenant" ist nicht so ein Film.
Macht aber nichts, denn - ähnlich wie Mad Max von seiner Action lebt - lebt "The Revenant" von seiner unfassbar dichten Atmosphäre/Stimmung, den Bildern und zwei grandiosen Schauspielern (Tom Hardy war mein persönliches Highlight). Dazu gibts als i-Tüpfelchen den vielleicht besten Menschen vs. Tier -Kampf aller Zeiten

Hätte man den Film etwas komprimieren können? Sicherlich, aber die Länge fiel für mich nicht so neagtiv ins Gewicht.
Toller Film, den ich wahrscheinlich nicht nochmal sehen muss, aber auch nicht hätte missen wollen!
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Re: Kinofilm-Thread
Anomalisa
Das erste, was wir in 'Anomalisa' zu sehen bekommen, ist, wie sich ein Flugzeug träge durch die braun-getönte Wolkenlandschaft schiebt. Lange scheint es, als wenn es unbeweglich in der Schwebe verharren würde – nur die Wolken um es herum geben Anzeichen dafür, mit welcher Geschwindigkeit es sich fortbewegen muss. Neben einer langsam anschwellenden Kaskade aus Stimmen kommt aber plötzlich noch eine andere Bewegung ins Bild: die Kamera - zuvor die ganze Zeit über in der Beobachter-Haltung verharrend – zieht sich plötzlich zurück und gleitet in einer unmöglichen, flüssigen Kamerafahrt rückwärts durch ein Fenster in eben jenes Flugzeug, was wir eben noch von außen betrachten konnten. Eine Kamera-Bewegung mit Bedeutung. Sie zieht in uns unweigerlich in den Kopf und in die Perspektive von Michael Stone hinein.
Ein Charakter wie aus dem Charlie Kaufman-Bilderbuch beziehungsweise wie aus seinem Puppenhaus: Michael Stones' Welt ist ein monochromer Brei, in der ein wohl platziertes schwarzes Loch alle Lebensfreude einsaugt, bevor sie ihn erreichen und erweichen kann. Ein Abbild des menschlichen Weltschmerzes. Welch ironischer Pinselstrich, dass ausgerechnet er als Kommunikationsberater in Betrieben seine Brötchen verdient. Predigt er in seinen Reden und in seinen Büchern davon, dass man jedem Menschen mit einem Lächeln begegnen soll, bleibt ihm das Lachen oft selbst im Halse stecken. Weist er an, jeden Menschen als Individuum mit seiner eigenen Lebensgeschichte zu betrachten, verschwimmt in Wirklichkeit für ihn jedes Gesicht zu einem kollektiven Mus. Zwar ironisch, aber nicht abwegig, wo doch so viele beratende und therapierende Geister um uns herum, stets mit ihren eigenen Problemen hadern müssen.
Wir lernen nach seiner Landung, dass er beruflich unterwegs ist. Sein Weg führt ihn auf den Gipfel der zivilisierten Isolation: in anonyme Hotelzimmer mit Doppelbett. Doch möglicherweise gibt es für ihn einen Ausweg. Als auf dem Hotelflur eine Stimme zu vernehmen ist, die in ihm die Lebensgeister wieder weckt, entbrennt eine Liebesgeschichte, für die sich möglicherweise alles aufzugeben lohnt.
Mann trifft Frau. Nach seinem verschachtelten Regiedebüt 'Synecdoche, New York' eine fast schon erschreckend simple Geschichte, die jedoch von seiner außergewöhnlichen Form angereichert wird. Die Entscheidung einen solch schwermütigen Stoff als Stop-Motion Animationsfilm mit Puppen zu drehen, ist in der Filmlandschaft sicherlich eine Anomalie für sich und ganz gleich, ob man das Gefühl hat, dass diese Kunstform zum Film passt oder nicht, kommt man nicht umhin, die technischen Ambitionen dahinter zu bewundern.
Extrem lange Shots, die vermutlich Monaten an Arbeit gleich kamen, komplizierte Spiegelungen und geschmeidige Kamerafahrten sind dabei noch das am wenigsten beeindruckende. Das, was einem sofort ins Auge springt, ist die realistische Ausdruckskraft der Puppen. Alle Bandbreiten der Emotionen kann man ihren Gesichtern und ihrer Mimik ablesen, jede Gemütslage ihren Handbewegungen. Hier war ein großer Beobachter menschlicher Regungen am Werke und so werden Animatoren zu wahren Schauspiel-Talenten, deren Empfindungen keine Verlängerung durch ihre Körper erfahren, sondern durch das Biegen von Drähten.
Wir werden hier in eine überhöhte Wirklichkeit geworfen, die, obwohl sie so realistisch scheinen möchte, immer wieder bewusst die Aufmerksamkeit auf ihre Eigentümlichkeiten lenkt. So besitzen die Puppen eben doch nicht ganz normale menschliche Proportionen und gewisse Körpermerkmale, die auf ihre Künstlichkeit schließen lassen. Sie wollen von uns entdeckt werden! Das Abbild der Unvollkommenheit ist Ausdruck von gebrochenen Seelen und sicherlich nicht zufällig im fertigen Film sichtbar gelassen. Es gibt in Charlie Kaufmans Regiestil keine Zufälle – er atmet die vollkommene Intentionalität. Ähnliches gilt für das Voice-Acting. Es wurden in dieser Hinsicht bestimmte Entscheidungen getroffen, die uns in diesem Gewand viel enger an die Perspektive von Michael binden, als dass es die gleiche Wirkung in einer Realverfilmung haben könnte. Nur deshalb durchzuckt es nicht nur die Hauptfigur, sondern auch den Zuschauer, wenn plötzlich Lisas Stimme mit solch einer Klarheit durch den Hotelflur schallt. Nur deshalb gelingt es dem Film innerhalb einer Nacht den Verlauf einer gesamten Beziehung zu zeichnen, wenn in der Frühstücksszene die Verschmelzung von Form und Inhalt ihre herzzerreißende Vollendung findet.
Kaufman, so er selbst, sei schon immer daran interessiert gewesen, wie so etwas choreographiertes und artifizielles wie die Kunstform des Films solch wahrhaftige und ehrliche Emotionen in einem auslösen kann und auch dieses Werk erforscht genau dieses Spannungsverhältnis. Wenn Mann und Frau sich hier langsam näher kommen und miteinander intim werden, werden diese Momente zwischen ihnen durch starre Kameraperspektiven und lange Takes „ohne Schnitt“ so vertraulich und privat, dass es uns als Zuschauer fast unangenehm wird, hier in die Rolle des Voyeurs gedrängt zu werden. Erst danach durchzuckt einen der Gedanke, dass wir es hier bloß mit einem Puppenspiel zu tun haben. Kaufman zeigt uns eindrucksvoll auf, dass wir gar nicht anders können, als Verbindungen zu suchen und Empathie aufzubauen. Der Mensch kann nicht nicht empfinden.
Wie paradox also, dass wir ausgerechnet in die überaus narzisstische Welt von Michael Stone gezogen werden. Ein Kopf, von dem man sich nur abschütteln möchte, der einem aber letztlich umso eindrücklicher begreifbar macht, wie schwierig es doch ist, einem Menschen gerecht zu werden. Besonders dann, wenn dieser Mensch einem besonders am Herzen liegt.
Kaufmans Filme waren schon immer von gebrochenen Personen, der Suche nach menschlichen Verbindungen und mehr als nur einem Hauch von Resignation geprägt. Sich darin wiederzufinden, gleicht einem schmerzlichen Eingeständnis. Bleibt am Ende also nur noch die Frage: Warum? Weshalb mich in seine Welt begeben? Letztlich weil es schlussendlich doch einer Umarmung gleich kommt. Seine Dialoge und das Verhalten von Charakteren sind so voller Missverständnisse und Absurditäten, dass man gar nicht anders kann, als über sie zu lachen. Ein Aufruf: wie soll man Unsicherheiten und Unvermögen im menschlichen Aufeinandertreffen sonst begegnen, wenn nicht mit einer Prise Humor?
9,5 / 10 (Ist bei mir auf Platz 1 meiner Top-Liste des Kinojahrs 2015 gelandet)
Das erste, was wir in 'Anomalisa' zu sehen bekommen, ist, wie sich ein Flugzeug träge durch die braun-getönte Wolkenlandschaft schiebt. Lange scheint es, als wenn es unbeweglich in der Schwebe verharren würde – nur die Wolken um es herum geben Anzeichen dafür, mit welcher Geschwindigkeit es sich fortbewegen muss. Neben einer langsam anschwellenden Kaskade aus Stimmen kommt aber plötzlich noch eine andere Bewegung ins Bild: die Kamera - zuvor die ganze Zeit über in der Beobachter-Haltung verharrend – zieht sich plötzlich zurück und gleitet in einer unmöglichen, flüssigen Kamerafahrt rückwärts durch ein Fenster in eben jenes Flugzeug, was wir eben noch von außen betrachten konnten. Eine Kamera-Bewegung mit Bedeutung. Sie zieht in uns unweigerlich in den Kopf und in die Perspektive von Michael Stone hinein.
Ein Charakter wie aus dem Charlie Kaufman-Bilderbuch beziehungsweise wie aus seinem Puppenhaus: Michael Stones' Welt ist ein monochromer Brei, in der ein wohl platziertes schwarzes Loch alle Lebensfreude einsaugt, bevor sie ihn erreichen und erweichen kann. Ein Abbild des menschlichen Weltschmerzes. Welch ironischer Pinselstrich, dass ausgerechnet er als Kommunikationsberater in Betrieben seine Brötchen verdient. Predigt er in seinen Reden und in seinen Büchern davon, dass man jedem Menschen mit einem Lächeln begegnen soll, bleibt ihm das Lachen oft selbst im Halse stecken. Weist er an, jeden Menschen als Individuum mit seiner eigenen Lebensgeschichte zu betrachten, verschwimmt in Wirklichkeit für ihn jedes Gesicht zu einem kollektiven Mus. Zwar ironisch, aber nicht abwegig, wo doch so viele beratende und therapierende Geister um uns herum, stets mit ihren eigenen Problemen hadern müssen.
Wir lernen nach seiner Landung, dass er beruflich unterwegs ist. Sein Weg führt ihn auf den Gipfel der zivilisierten Isolation: in anonyme Hotelzimmer mit Doppelbett. Doch möglicherweise gibt es für ihn einen Ausweg. Als auf dem Hotelflur eine Stimme zu vernehmen ist, die in ihm die Lebensgeister wieder weckt, entbrennt eine Liebesgeschichte, für die sich möglicherweise alles aufzugeben lohnt.
Mann trifft Frau. Nach seinem verschachtelten Regiedebüt 'Synecdoche, New York' eine fast schon erschreckend simple Geschichte, die jedoch von seiner außergewöhnlichen Form angereichert wird. Die Entscheidung einen solch schwermütigen Stoff als Stop-Motion Animationsfilm mit Puppen zu drehen, ist in der Filmlandschaft sicherlich eine Anomalie für sich und ganz gleich, ob man das Gefühl hat, dass diese Kunstform zum Film passt oder nicht, kommt man nicht umhin, die technischen Ambitionen dahinter zu bewundern.
Extrem lange Shots, die vermutlich Monaten an Arbeit gleich kamen, komplizierte Spiegelungen und geschmeidige Kamerafahrten sind dabei noch das am wenigsten beeindruckende. Das, was einem sofort ins Auge springt, ist die realistische Ausdruckskraft der Puppen. Alle Bandbreiten der Emotionen kann man ihren Gesichtern und ihrer Mimik ablesen, jede Gemütslage ihren Handbewegungen. Hier war ein großer Beobachter menschlicher Regungen am Werke und so werden Animatoren zu wahren Schauspiel-Talenten, deren Empfindungen keine Verlängerung durch ihre Körper erfahren, sondern durch das Biegen von Drähten.
Wir werden hier in eine überhöhte Wirklichkeit geworfen, die, obwohl sie so realistisch scheinen möchte, immer wieder bewusst die Aufmerksamkeit auf ihre Eigentümlichkeiten lenkt. So besitzen die Puppen eben doch nicht ganz normale menschliche Proportionen und gewisse Körpermerkmale, die auf ihre Künstlichkeit schließen lassen. Sie wollen von uns entdeckt werden! Das Abbild der Unvollkommenheit ist Ausdruck von gebrochenen Seelen und sicherlich nicht zufällig im fertigen Film sichtbar gelassen. Es gibt in Charlie Kaufmans Regiestil keine Zufälle – er atmet die vollkommene Intentionalität. Ähnliches gilt für das Voice-Acting. Es wurden in dieser Hinsicht bestimmte Entscheidungen getroffen, die uns in diesem Gewand viel enger an die Perspektive von Michael binden, als dass es die gleiche Wirkung in einer Realverfilmung haben könnte. Nur deshalb durchzuckt es nicht nur die Hauptfigur, sondern auch den Zuschauer, wenn plötzlich Lisas Stimme mit solch einer Klarheit durch den Hotelflur schallt. Nur deshalb gelingt es dem Film innerhalb einer Nacht den Verlauf einer gesamten Beziehung zu zeichnen, wenn in der Frühstücksszene die Verschmelzung von Form und Inhalt ihre herzzerreißende Vollendung findet.
Kaufman, so er selbst, sei schon immer daran interessiert gewesen, wie so etwas choreographiertes und artifizielles wie die Kunstform des Films solch wahrhaftige und ehrliche Emotionen in einem auslösen kann und auch dieses Werk erforscht genau dieses Spannungsverhältnis. Wenn Mann und Frau sich hier langsam näher kommen und miteinander intim werden, werden diese Momente zwischen ihnen durch starre Kameraperspektiven und lange Takes „ohne Schnitt“ so vertraulich und privat, dass es uns als Zuschauer fast unangenehm wird, hier in die Rolle des Voyeurs gedrängt zu werden. Erst danach durchzuckt einen der Gedanke, dass wir es hier bloß mit einem Puppenspiel zu tun haben. Kaufman zeigt uns eindrucksvoll auf, dass wir gar nicht anders können, als Verbindungen zu suchen und Empathie aufzubauen. Der Mensch kann nicht nicht empfinden.
Wie paradox also, dass wir ausgerechnet in die überaus narzisstische Welt von Michael Stone gezogen werden. Ein Kopf, von dem man sich nur abschütteln möchte, der einem aber letztlich umso eindrücklicher begreifbar macht, wie schwierig es doch ist, einem Menschen gerecht zu werden. Besonders dann, wenn dieser Mensch einem besonders am Herzen liegt.
Kaufmans Filme waren schon immer von gebrochenen Personen, der Suche nach menschlichen Verbindungen und mehr als nur einem Hauch von Resignation geprägt. Sich darin wiederzufinden, gleicht einem schmerzlichen Eingeständnis. Bleibt am Ende also nur noch die Frage: Warum? Weshalb mich in seine Welt begeben? Letztlich weil es schlussendlich doch einer Umarmung gleich kommt. Seine Dialoge und das Verhalten von Charakteren sind so voller Missverständnisse und Absurditäten, dass man gar nicht anders kann, als über sie zu lachen. Ein Aufruf: wie soll man Unsicherheiten und Unvermögen im menschlichen Aufeinandertreffen sonst begegnen, wenn nicht mit einer Prise Humor?
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Re: Kinofilm-Thread
Star Wars: Das Erwachen der Macht (Cinestar, mit 3D, ohne Popcorn)
So, bin auch endlich erwacht und habe als letzter noch lebender Mensch den "neuen" (ist ja schon fast wieder Schnee von gestern) Star Wars gesehen
Da sich der Hype ja schon wieder etwas gelegt hatte, waren meine Erwartungen nicht übertrieben hoch und dafür bekam ich super cooles Popcorn-Kino serviert.
Jede Szene im Film hat mich unterhalten und ich hatte sogar ein paar mal Gänsehaut, obwohl ich kein Star Wars Fanatiker bin. Die neuen Figuren, vor allem Rey und Poe, fand ich spitze, das Pacing war super, viele Shots waren GIGANTISCH und die etwas recycelte Story war als Setup für eine Trilogie absolut in Ordnung. Für einen kurzen Moment dachte ich:
So, bin auch endlich erwacht und habe als letzter noch lebender Mensch den "neuen" (ist ja schon fast wieder Schnee von gestern) Star Wars gesehen

Da sich der Hype ja schon wieder etwas gelegt hatte, waren meine Erwartungen nicht übertrieben hoch und dafür bekam ich super cooles Popcorn-Kino serviert.
Jede Szene im Film hat mich unterhalten und ich hatte sogar ein paar mal Gänsehaut, obwohl ich kein Star Wars Fanatiker bin. Die neuen Figuren, vor allem Rey und Poe, fand ich spitze, das Pacing war super, viele Shots waren GIGANTISCH und die etwas recycelte Story war als Setup für eine Trilogie absolut in Ordnung. Für einen kurzen Moment dachte ich:
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Re: Kinofilm-Thread
The Hateful Eight
Nur paar Worte zum Erlebnis und zum Film: weshalb Erlebnis? Weil ich glücklicherweise die Roadshow-Fassung auf 70mm Film in einem der vier Kinos Deutschlandweit zu sehen bekommen habe - also den Film so gesehen habe, wie es von Tarantino gewünscht war. Ich war selber ganz gespannt, ob man wirklich einen Unterschied sehen könnte und musste schon bei den ersten Bildern sagen: definitiv! Es liegt vermutlich daran, dass ich letztes Jahr wirklich häufig im Kino war und mich deswegen so an die Digital-Projektion gewöhnt habe, dass man dann doch ein Gefühl für den analogen Unterschied bekommt. Es hatte in diesen weiten Außenaufnahmen wirklich was greifbares, haptisches - so als wenn man einen alten Film aus den 60ern perfekt restauriert auf einem guten Bluray-Format abgespielt hätte, was dem Western-Genre umso zuträglicher war. Allerdings muss ich auch zugeben, dass dieser Effekt unmittelbar verschwunden war, sobald die Geschichte sich in die Hütte zurückzieht (so um die 30-40 Minutenmarke herum). Dennoch hatte das ganze einen schönen Event-Charakter, so wie Tarantino es sich gewünscht hat.
Zum Film selber: ich würde ihn zum Tarantino-Durchschnitt zählen, auch wenn es bei seiner Qualität sicherlich böser klingt, als ich es meine. Scharfe Dialoge, ein genauer Überblick über die Charaktere, klaustrophobische Atmosphäre und eine Boshaftigkeit, die man selbst für Tarantinos Verhältnisse nicht kommen sehen kann! Es ist irgendwo eine Mischung seiner unterschiedlichsten Elemente, mit einer Portion "The Thing" noch dazu und einem typischen Gewalt-Exzess zum Schluss, der meiner Meinung nach aber zu einem klaren politischen Motiv führt und ich ihn keineswegs als ein "nihilistisches Schulterzucken" betrachte. Es ist ein klare Anklage gegen die amerikanische Geschichte und ein bewusstes Provozieren. Dennoch gefiel mir die erste Hälfte deutlich besser, wo der Fokus auf dem Kennenlernen der Charaktere liegt und der Film eine schöne Western-Atmosphäre atmet, die gerade vom Meister Ennio Morricone und seiner Musik induziert wird. Bombastisch klingende Paranoia! Trotz Provokationen habe ich mich mehr als unterhalten gefühlt und die 3 Stunden sind wie im Flug vergangen. Daumen hoch: 8/10
PS: Kurze Eigenwerbung in diesem Thread - heute ist eine weitere Ausgabe unseres Filmpodcasts erschienen, wo wir neben unserer Hauptchallange "Buchverfilmungen" (die wir mit 'Sophie's Choice' und 'Atlas Shrugged' gelöst haben), auch eine Top 10 der besten Filme des Jahres 2015 erstellt haben. Vielleicht ist ja die eine oder andere Perle für jemanden von euch ja dabei!
Wie immer zu finden auf archivtöne.de
Nur paar Worte zum Erlebnis und zum Film: weshalb Erlebnis? Weil ich glücklicherweise die Roadshow-Fassung auf 70mm Film in einem der vier Kinos Deutschlandweit zu sehen bekommen habe - also den Film so gesehen habe, wie es von Tarantino gewünscht war. Ich war selber ganz gespannt, ob man wirklich einen Unterschied sehen könnte und musste schon bei den ersten Bildern sagen: definitiv! Es liegt vermutlich daran, dass ich letztes Jahr wirklich häufig im Kino war und mich deswegen so an die Digital-Projektion gewöhnt habe, dass man dann doch ein Gefühl für den analogen Unterschied bekommt. Es hatte in diesen weiten Außenaufnahmen wirklich was greifbares, haptisches - so als wenn man einen alten Film aus den 60ern perfekt restauriert auf einem guten Bluray-Format abgespielt hätte, was dem Western-Genre umso zuträglicher war. Allerdings muss ich auch zugeben, dass dieser Effekt unmittelbar verschwunden war, sobald die Geschichte sich in die Hütte zurückzieht (so um die 30-40 Minutenmarke herum). Dennoch hatte das ganze einen schönen Event-Charakter, so wie Tarantino es sich gewünscht hat.
Zum Film selber: ich würde ihn zum Tarantino-Durchschnitt zählen, auch wenn es bei seiner Qualität sicherlich böser klingt, als ich es meine. Scharfe Dialoge, ein genauer Überblick über die Charaktere, klaustrophobische Atmosphäre und eine Boshaftigkeit, die man selbst für Tarantinos Verhältnisse nicht kommen sehen kann! Es ist irgendwo eine Mischung seiner unterschiedlichsten Elemente, mit einer Portion "The Thing" noch dazu und einem typischen Gewalt-Exzess zum Schluss, der meiner Meinung nach aber zu einem klaren politischen Motiv führt und ich ihn keineswegs als ein "nihilistisches Schulterzucken" betrachte. Es ist ein klare Anklage gegen die amerikanische Geschichte und ein bewusstes Provozieren. Dennoch gefiel mir die erste Hälfte deutlich besser, wo der Fokus auf dem Kennenlernen der Charaktere liegt und der Film eine schöne Western-Atmosphäre atmet, die gerade vom Meister Ennio Morricone und seiner Musik induziert wird. Bombastisch klingende Paranoia! Trotz Provokationen habe ich mich mehr als unterhalten gefühlt und die 3 Stunden sind wie im Flug vergangen. Daumen hoch: 8/10
PS: Kurze Eigenwerbung in diesem Thread - heute ist eine weitere Ausgabe unseres Filmpodcasts erschienen, wo wir neben unserer Hauptchallange "Buchverfilmungen" (die wir mit 'Sophie's Choice' und 'Atlas Shrugged' gelöst haben), auch eine Top 10 der besten Filme des Jahres 2015 erstellt haben. Vielleicht ist ja die eine oder andere Perle für jemanden von euch ja dabei!


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Re: Kinofilm-Thread
Im Vergleich eher harmlos, aber zum angesprochenen Thema Bildqualität passend: Oklahoma! (1955) in 1080i mit 30 FPS auf US-BD. Reproduziertes Originalformat: Todd-AO.

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Re: Kinofilm-Thread
Hail, Caesar!
Die Coen-Brüder waren bei mir bislang eher ein zwiespältiges "Hit or Miss"-Territorium. Wo andere schon seit Jahren Kultklassiker wie 'The Big Lebowski' oder 'Fargo' rauf und runter zitieren, habe ich entweder mehrere Anläufe gebraucht, um sie wirklich schätzen zu lernen oder kann es teilweise bis heute nicht. Selten waren dann doch auch mal Filme dabei, die schon beim ersten Anschauen sofort mit mir harmonierten ('Inside Llewyn Davis', 'A Serious Man') und so verwundert es mich irgendwie nicht, dass ich vom neusten Film 'Hail. Caesar!' erstmal etwas enttäuscht zurückgelassen wurde.
Dabei habe ich den Kinobesuch durchaus genossen! Die Welt, welche das Regie-Geschwisterpaar hier um uns herum inszeniert steckt voller liebenswerter Details und voller Wunder, was das Handwerk des Filmdrehs angeht. Sie weihen uns teils in längeren Sequenzen in den Prozess einer Filmproduktion innerhalb der Studio-Landschaft ein, beeindrucken uns mit Passagen, die echtem Talent aus den 50ern in wenig nachstehen und entzündet für diese Zeit ein visuelles Zitatefeuerwerk, von denen sicherlich viele über mich hinweg geschwebt sind, ohne dass ich sie in der Masse registrieren konnte. Wie man es auch sonst von den Coens gewöhnt ist, kriegt man es zusätzlich mit einem skurrilen Charakterensemble zu tun, die typischerweise so unecht wirken, aber es irgendwie doch so verkauft kriegen, dass man ihnen allen die Rollen abnimmt und sie in ihren Figuren ernst nimmt. Dazu ein hervorragender Cast, wo mit einem Cameo nach dem anderen um sich geschmissen wird, aber einige tragende Säulen, doch richtiggehend positiv überraschen. Gerade Channing Tatum und Newcomer Alden Ehrenreich brillieren hier!
Leider, leider hatte es am Ende für mich doch bloß den Geschmack leichter Unterhaltung. Alles wirkt leicht beliebig, mit Geschichten, die scheinbar zu keinerlei weiteren Erkenntnissen führen, dass der Film unbeeindruckend und fast harmlos an einem vorbeirauscht, für einige Lacher sorgt, aber sonst zu wenig aus sich heraus kommt. Dabei sorgt gerade das Ende dafür, dass einem die Erkenntnis durchzuckt, dass es hier eigentlich doch um etwas ganz Existenzielles geht und doch schafft es der Film nicht, diese Momente als etwas gewichtiges zu inszenieren, sodass er auch hier so behände bleibt und sich im Rausch verliert.
Vielleicht mag das genau sein Punkt und seine Aussage sein und möglicherweise sehe ich den Film nach einem zweiten Anschauen wieder anders, aber das sind meine derzeitigen frischen Gefühle. 6 / 10
Die Coen-Brüder waren bei mir bislang eher ein zwiespältiges "Hit or Miss"-Territorium. Wo andere schon seit Jahren Kultklassiker wie 'The Big Lebowski' oder 'Fargo' rauf und runter zitieren, habe ich entweder mehrere Anläufe gebraucht, um sie wirklich schätzen zu lernen oder kann es teilweise bis heute nicht. Selten waren dann doch auch mal Filme dabei, die schon beim ersten Anschauen sofort mit mir harmonierten ('Inside Llewyn Davis', 'A Serious Man') und so verwundert es mich irgendwie nicht, dass ich vom neusten Film 'Hail. Caesar!' erstmal etwas enttäuscht zurückgelassen wurde.
Dabei habe ich den Kinobesuch durchaus genossen! Die Welt, welche das Regie-Geschwisterpaar hier um uns herum inszeniert steckt voller liebenswerter Details und voller Wunder, was das Handwerk des Filmdrehs angeht. Sie weihen uns teils in längeren Sequenzen in den Prozess einer Filmproduktion innerhalb der Studio-Landschaft ein, beeindrucken uns mit Passagen, die echtem Talent aus den 50ern in wenig nachstehen und entzündet für diese Zeit ein visuelles Zitatefeuerwerk, von denen sicherlich viele über mich hinweg geschwebt sind, ohne dass ich sie in der Masse registrieren konnte. Wie man es auch sonst von den Coens gewöhnt ist, kriegt man es zusätzlich mit einem skurrilen Charakterensemble zu tun, die typischerweise so unecht wirken, aber es irgendwie doch so verkauft kriegen, dass man ihnen allen die Rollen abnimmt und sie in ihren Figuren ernst nimmt. Dazu ein hervorragender Cast, wo mit einem Cameo nach dem anderen um sich geschmissen wird, aber einige tragende Säulen, doch richtiggehend positiv überraschen. Gerade Channing Tatum und Newcomer Alden Ehrenreich brillieren hier!
Leider, leider hatte es am Ende für mich doch bloß den Geschmack leichter Unterhaltung. Alles wirkt leicht beliebig, mit Geschichten, die scheinbar zu keinerlei weiteren Erkenntnissen führen, dass der Film unbeeindruckend und fast harmlos an einem vorbeirauscht, für einige Lacher sorgt, aber sonst zu wenig aus sich heraus kommt. Dabei sorgt gerade das Ende dafür, dass einem die Erkenntnis durchzuckt, dass es hier eigentlich doch um etwas ganz Existenzielles geht und doch schafft es der Film nicht, diese Momente als etwas gewichtiges zu inszenieren, sodass er auch hier so behände bleibt und sich im Rausch verliert.
Vielleicht mag das genau sein Punkt und seine Aussage sein und möglicherweise sehe ich den Film nach einem zweiten Anschauen wieder anders, aber das sind meine derzeitigen frischen Gefühle. 6 / 10

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Re: Kinofilm-Thread
Haha, ich bin einfach der dümmste Mensch der Welt. Ich hatte mich schon mehrere Monate auf 'Son of Saul' gefreut, bin extra nach Feierabend noch mehrere Stunden in Düsseldorf geblieben, um ihn dort in einem Programmkino zu erwischen und dann setze ich mich einfach eiskalt in den falschen Saal
Naja, die Überraschungen, die das Leben einem so anreicht, muss man finde ich akzeptieren und so habe ich dann unabsichtlich folgenden Film gesehen:
El Clan
Ein Film über eine argentinische Familienbande in den 80ern, die irgendwann dazu überging, Leute zu kidnappen und dafür horrende Summen zu verlangen.
Leider in jeder Hinsicht ein extrem mittelmäßiger Streifen. Die Kidnappings und sonstige kriminelle Aktivitäten werden ständig mit einer lockeren Musik im Hintergrund untermalt und geben sich so gezwungen lässig, obwohl leider keinerlei wirkliche Dynamik dabei herrschte. Die Spannung hat man als bewusste Entscheidung schon sofort zu Beginn des Films mit einem Zeitsprung komplett gekillt, was ja noch in Ordnung wäre, wenn dafür die Charaktere reichhaltig wären und der Kampf zwischen Verbundenheit und Zerrissenheit der Familie, eine wirklich interessante Dynamik bereithalten würde. Nichts dergleichen lässt sich hier jedoch finden. Visuell haben mir die langen Takes zwischendurch ganz gut gefallen, ist aber auch ansonsten zu eintönig, indem die Kamera die Protagonisten ständig out of focus aus ihrer Umwelt herausreißt.
Ansonsten bleibt der Film selbst für seine gut 100 Minuten sehr repetitiv, blass und verpasst die Chance tatsächlich etwas interessantes über die Strukturen Argentiniens zu sagen. 5 / 10
Hoffentlich klappt's dann endlich am Wochenende mit Son of Saul

Naja, die Überraschungen, die das Leben einem so anreicht, muss man finde ich akzeptieren und so habe ich dann unabsichtlich folgenden Film gesehen:
El Clan
Ein Film über eine argentinische Familienbande in den 80ern, die irgendwann dazu überging, Leute zu kidnappen und dafür horrende Summen zu verlangen.
Leider in jeder Hinsicht ein extrem mittelmäßiger Streifen. Die Kidnappings und sonstige kriminelle Aktivitäten werden ständig mit einer lockeren Musik im Hintergrund untermalt und geben sich so gezwungen lässig, obwohl leider keinerlei wirkliche Dynamik dabei herrschte. Die Spannung hat man als bewusste Entscheidung schon sofort zu Beginn des Films mit einem Zeitsprung komplett gekillt, was ja noch in Ordnung wäre, wenn dafür die Charaktere reichhaltig wären und der Kampf zwischen Verbundenheit und Zerrissenheit der Familie, eine wirklich interessante Dynamik bereithalten würde. Nichts dergleichen lässt sich hier jedoch finden. Visuell haben mir die langen Takes zwischendurch ganz gut gefallen, ist aber auch ansonsten zu eintönig, indem die Kamera die Protagonisten ständig out of focus aus ihrer Umwelt herausreißt.
Ansonsten bleibt der Film selbst für seine gut 100 Minuten sehr repetitiv, blass und verpasst die Chance tatsächlich etwas interessantes über die Strukturen Argentiniens zu sagen. 5 / 10
Hoffentlich klappt's dann endlich am Wochenende mit Son of Saul


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Re: Kinofilm-Thread
Beide in der Sneak gesehen.
Auferstanden:
Jesus Film aus Sicht der Römer. Ein Tribun muss den Leichnam von Jesus finden, damit die religiösen Spinner nicht glauben, er sei wirklich auferstanden. Es ist in den ersten 2/3 eine Detektivgeschichte und danach nur noch Jesus Film. Dementsprechend ist der Anfang noch ganz brauchbar, so 6/10. Der Rest ist dann eher so 3/10. Insgesamt also eine wohlwollende 4,5/10, aber normal hätte ich den Film nie gesehen.
Eddie the Eagle:
Cool Runnings, nur mit Skispringen beschreibt es eigentlich ganz gut. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit, aber wie bei Cool Runnings wir alles Hollywood konform umgeschrieben. Damit hat man einen Standard Sportfilm über einen Außenseiter, der es trotz aller Widrigkeiten schafft seinen Traum zu erfüllen. Wenn man sich darauf einlässt, kann einen der Film trotz oder gerade wegen dieser bewährten Formel packen. Ich würde auf alle Fälle mit diesem Feel Good Movie gut unterhalten.
7/10
Auferstanden:
Jesus Film aus Sicht der Römer. Ein Tribun muss den Leichnam von Jesus finden, damit die religiösen Spinner nicht glauben, er sei wirklich auferstanden. Es ist in den ersten 2/3 eine Detektivgeschichte und danach nur noch Jesus Film. Dementsprechend ist der Anfang noch ganz brauchbar, so 6/10. Der Rest ist dann eher so 3/10. Insgesamt also eine wohlwollende 4,5/10, aber normal hätte ich den Film nie gesehen.
Eddie the Eagle:
Cool Runnings, nur mit Skispringen beschreibt es eigentlich ganz gut. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit, aber wie bei Cool Runnings wir alles Hollywood konform umgeschrieben. Damit hat man einen Standard Sportfilm über einen Außenseiter, der es trotz aller Widrigkeiten schafft seinen Traum zu erfüllen. Wenn man sich darauf einlässt, kann einen der Film trotz oder gerade wegen dieser bewährten Formel packen. Ich würde auf alle Fälle mit diesem Feel Good Movie gut unterhalten.
7/10
Alles, das erfunden werden kann, ist erfunden worden!
(C. H. Duell, Direktor des US-Patentamts, 1899)
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Re: Kinofilm-Thread
Son of Saul
Endlich bin ich doch dazu gekommen! Und wow, lässt der Film einen aufgewühlt zurück.
In diesem ungarischen Film dreht sich alles um Saul. Saul ist ein Häftling im Konzentrationslager Auschwitz und Teil des Sonderkommandos - also einer kleinen Gruppe von Gefangenen, welche die leidvolle Aufgabe bekommen haben, die Menschen in die Gaskammern zu führen, aus all ihren Sachen die Wertgegenstände herauszusuchen und nach der furchtbarsten aller Gräueltaten die Berge von toten Menschen zu säubern.
Vielen hängt die Holocaust-Thematik mittlerweile ja schon zum Halse raus, mich berührt dieses Thema aber immer noch sehr (und ist angesichts unserer derzeitigen politischen Lage vielleicht aktueller denn je). Aber selbst allen, die sich von solchen Filmen schon etwas ermüdet fühlen, bietet 'Son of Saul' in dieser Hinsicht einen besonderen Kniff: das Format, die Tiefenschärfe und die Kameraführung. Das besondere am Film ist nämlich, dass die Kamera fast die ganze Zeit über nur auf Sauls Gesicht gerichtet ist und in der Tiefenschärfe solch einen Fokus auf ihn legt, dass die Umgebung um ihn herum verschwimmt und nur unscharf zu erkennen ist. Das alles noch zudem in einem einengenden 4:3-Bildformat, welches das Zentrum der Leinwand wirklich auf Sauls Gesicht legt. Das lässt die Erfahrung unglaublich immersiv erscheinen - teilweise fühlt man sich in diesem Schrecken so mittendrin, das mir physisch schlecht geworden ist und ich schwöre, dass ich nach einem Schnitt am Anfang das gesamte Publikum nach Luft habe schnappen hören. Selten war die Stille danach in einem Kinosaal schwerer und intensiver. Einige Kritiker haben dem Film daher sogar vorgeworfen, er möchte eine Art Schauer-Attraktion wie in einem Freizeitpark sein - wie quasi eine Holocaust-Geisterbahn auf Schienen. Ich halte jedoch dieses Format in anderer Hinsicht für sehr richtig, wichtig und mit großer Aussagekraft versehen.
In der Frage, wie man den Schrecken des Holocausts in der Kunst zeigen kann oder überhaupt darf, haben viele Künstler ihre eigene Antwort gefunden. Dieser Film hier zeigt nur wenige Gräueltaten ganz explizit, weil er weiß, dass jede direkte Darstellungsform dem Leid vermutlich niemals gerecht werden könnte. Wir als Zuschauer kennen die Geschichte und so bleibt der Fokus stets auf Saul während wir die Leichen nur am Rande und verschwommen im Hintergrund zu sehen bekommen. Und so bleibt das auf der Leinwand bloß der Versuch des Hineinfühlens und der Rekonstruktion, was nur angemessen erscheint, wo wir doch auch als Zuschauer und Menschen dieses Leid niemals voll verstehen werden können. Es gibt hier kein Nachfühlen - nur einen kläglichen Versuch.
Vor allem aber gibt der Film dem Holocaust ein Gesicht. Er versucht nicht das große ganze zu verstehen, sondern konzentriert sich auf eine Person und gerade mit dem Opening Shot des Films sagt der Film das vielleicht wichtigste aus, was seit langer Zeit in der Filmkunst über die Shoah gesagt wurde: der Film beginnt nämlich mit einer einzigen Unschärfe irgendwo in die Landschaft gerichtet. Alles ist verschwommen, wir können nur Schemen ausmachen, als dann jedoch eine Masse von Menschen auftaucht und der Kamera entgegen schreitet. Plötzlich bleibt die Kamera an einem Gesicht hängen und wir kriegen in diesen Bereich das erste Mal Schärfe herein - Sauls Gesicht. Dieser Opening Shot macht deutlich, dass die Kamera auch an jedem anderen Gesicht hängen bleiben könnte. Es ist eine Masse an individuellen Geschichten und Menschenleben, die hier auf uns zukommt und jede Geschichte wäre es wert, erzählt zu werden. In diesem Fall kriegen wir aber die Geschichte von Saul zu sehen.
Es ist die Geschichte des Mannes, der seine gesamte Menschlichkeit stumpf ausschalten muss, um das Grauen um ihn herum zu ertragen, der aber in einem gewissen Moment doch den letzten Grashalm seiner Menschlichkeit wiederfindet und ihm hinterherjagt. Es ist ein sehr bewegender Film, einer der zum Nachdenken anregt und mit bewussten Kunstgriffen in seiner Form wirklich etwas zu sagen habt. 9,5/10
Endlich bin ich doch dazu gekommen! Und wow, lässt der Film einen aufgewühlt zurück.
In diesem ungarischen Film dreht sich alles um Saul. Saul ist ein Häftling im Konzentrationslager Auschwitz und Teil des Sonderkommandos - also einer kleinen Gruppe von Gefangenen, welche die leidvolle Aufgabe bekommen haben, die Menschen in die Gaskammern zu führen, aus all ihren Sachen die Wertgegenstände herauszusuchen und nach der furchtbarsten aller Gräueltaten die Berge von toten Menschen zu säubern.
Vielen hängt die Holocaust-Thematik mittlerweile ja schon zum Halse raus, mich berührt dieses Thema aber immer noch sehr (und ist angesichts unserer derzeitigen politischen Lage vielleicht aktueller denn je). Aber selbst allen, die sich von solchen Filmen schon etwas ermüdet fühlen, bietet 'Son of Saul' in dieser Hinsicht einen besonderen Kniff: das Format, die Tiefenschärfe und die Kameraführung. Das besondere am Film ist nämlich, dass die Kamera fast die ganze Zeit über nur auf Sauls Gesicht gerichtet ist und in der Tiefenschärfe solch einen Fokus auf ihn legt, dass die Umgebung um ihn herum verschwimmt und nur unscharf zu erkennen ist. Das alles noch zudem in einem einengenden 4:3-Bildformat, welches das Zentrum der Leinwand wirklich auf Sauls Gesicht legt. Das lässt die Erfahrung unglaublich immersiv erscheinen - teilweise fühlt man sich in diesem Schrecken so mittendrin, das mir physisch schlecht geworden ist und ich schwöre, dass ich nach einem Schnitt am Anfang das gesamte Publikum nach Luft habe schnappen hören. Selten war die Stille danach in einem Kinosaal schwerer und intensiver. Einige Kritiker haben dem Film daher sogar vorgeworfen, er möchte eine Art Schauer-Attraktion wie in einem Freizeitpark sein - wie quasi eine Holocaust-Geisterbahn auf Schienen. Ich halte jedoch dieses Format in anderer Hinsicht für sehr richtig, wichtig und mit großer Aussagekraft versehen.
In der Frage, wie man den Schrecken des Holocausts in der Kunst zeigen kann oder überhaupt darf, haben viele Künstler ihre eigene Antwort gefunden. Dieser Film hier zeigt nur wenige Gräueltaten ganz explizit, weil er weiß, dass jede direkte Darstellungsform dem Leid vermutlich niemals gerecht werden könnte. Wir als Zuschauer kennen die Geschichte und so bleibt der Fokus stets auf Saul während wir die Leichen nur am Rande und verschwommen im Hintergrund zu sehen bekommen. Und so bleibt das auf der Leinwand bloß der Versuch des Hineinfühlens und der Rekonstruktion, was nur angemessen erscheint, wo wir doch auch als Zuschauer und Menschen dieses Leid niemals voll verstehen werden können. Es gibt hier kein Nachfühlen - nur einen kläglichen Versuch.
Vor allem aber gibt der Film dem Holocaust ein Gesicht. Er versucht nicht das große ganze zu verstehen, sondern konzentriert sich auf eine Person und gerade mit dem Opening Shot des Films sagt der Film das vielleicht wichtigste aus, was seit langer Zeit in der Filmkunst über die Shoah gesagt wurde: der Film beginnt nämlich mit einer einzigen Unschärfe irgendwo in die Landschaft gerichtet. Alles ist verschwommen, wir können nur Schemen ausmachen, als dann jedoch eine Masse von Menschen auftaucht und der Kamera entgegen schreitet. Plötzlich bleibt die Kamera an einem Gesicht hängen und wir kriegen in diesen Bereich das erste Mal Schärfe herein - Sauls Gesicht. Dieser Opening Shot macht deutlich, dass die Kamera auch an jedem anderen Gesicht hängen bleiben könnte. Es ist eine Masse an individuellen Geschichten und Menschenleben, die hier auf uns zukommt und jede Geschichte wäre es wert, erzählt zu werden. In diesem Fall kriegen wir aber die Geschichte von Saul zu sehen.
Es ist die Geschichte des Mannes, der seine gesamte Menschlichkeit stumpf ausschalten muss, um das Grauen um ihn herum zu ertragen, der aber in einem gewissen Moment doch den letzten Grashalm seiner Menschlichkeit wiederfindet und ihm hinterherjagt. Es ist ein sehr bewegender Film, einer der zum Nachdenken anregt und mit bewussten Kunstgriffen in seiner Form wirklich etwas zu sagen habt. 9,5/10

- Gin
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Re: Kinofilm-Thread
Batman v Superman: Dawn Of Justice (Cinestar 3D)
Puh, die Story war echt "all over the place" wie der Franzose sagen würde. Sie begann ziemlich stark mit Bruce Waynes Sicht auf Supermans Zerstörung. Seine Motivation, Superman stoppen zu wollen, wurde dadurch einigermaßen nachvollziehbar. Lex Luthors Motivation, die beiden Helden aufeinander zu hetzen, imo weniger. Dann kommt leider der Mittelteil des Films, der ziemlich lahm und wenig fokusiert ist. Die politische Debatte ist nur für 1-2 Szenen interessant, wird später dann aber wieder völlig irrelevant und der Showdown zwischen Bats und Superman ist geil aber zu kurz mit einem imo unbefriedigenden Ende. Das letzte Drittel/Viertel ist von der Action dann wieder sehr geil, zielt aber sehr auf den Beginn der Justice League ab (siehe Titel des Films, ich weiß...) und das eigentlich (unglaublich geile) Hauptthema des Films rückt zu abrupt in den Hintergrund. Insgesamt hat der Film viel Spaß gemacht und Batman ist der HAMMER (ich wiederhole: HAMMER!) in dieser Interpretation, aber Superman wird für mich persönlich wohl immer uninteressant bleiben :/
Leichte Spoiler zum Ende bzw. meine Meinung zum Ende, ohne es wirklich so riiichtig zu verraten:
Größter Gänsehaut-Moment im Film für mich ganz klar:
Die Szene aus dem Trailer, wenn Wonder Woman ihren großen Auftritt hat, ist mit einem DERMASSEN EPISCHEN THEME unterlegt, dass ich Tränen in den Augen hatte. Kein Witz, SO GUT!
Puh, die Story war echt "all over the place" wie der Franzose sagen würde. Sie begann ziemlich stark mit Bruce Waynes Sicht auf Supermans Zerstörung. Seine Motivation, Superman stoppen zu wollen, wurde dadurch einigermaßen nachvollziehbar. Lex Luthors Motivation, die beiden Helden aufeinander zu hetzen, imo weniger. Dann kommt leider der Mittelteil des Films, der ziemlich lahm und wenig fokusiert ist. Die politische Debatte ist nur für 1-2 Szenen interessant, wird später dann aber wieder völlig irrelevant und der Showdown zwischen Bats und Superman ist geil aber zu kurz mit einem imo unbefriedigenden Ende. Das letzte Drittel/Viertel ist von der Action dann wieder sehr geil, zielt aber sehr auf den Beginn der Justice League ab (siehe Titel des Films, ich weiß...) und das eigentlich (unglaublich geile) Hauptthema des Films rückt zu abrupt in den Hintergrund. Insgesamt hat der Film viel Spaß gemacht und Batman ist der HAMMER (ich wiederhole: HAMMER!) in dieser Interpretation, aber Superman wird für mich persönlich wohl immer uninteressant bleiben :/
Leichte Spoiler zum Ende bzw. meine Meinung zum Ende, ohne es wirklich so riiichtig zu verraten:
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Die Szene aus dem Trailer, wenn Wonder Woman ihren großen Auftritt hat, ist mit einem DERMASSEN EPISCHEN THEME unterlegt, dass ich Tränen in den Augen hatte. Kein Witz, SO GUT!
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Re: Kinofilm-Thread
Entgegen der vielen kritischen Kommentare im Vorfeld halte ich die neue Besetzung der Batman-Rolle mit Ben Affleck auch für recht gelungen, denn er passt wunderbar zu dem neuen, etwas wütenderen und kompromisslosen Batman.
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Re: Kinofilm-Thread
Absolut! Das ist glaube ich auch der Punkt, in dem sich inzwischen alle einig sind: Batfleck war ne großartige Wahl und ist das beste an BvS.Cyber Zéro hat geschrieben:Entgegen der vielen kritischen Kommentare im Vorfeld halte ich die neue Besetzung der Batman-Rolle mit Ben Affleck auch für recht gelungen, denn er passt wunderbar zu dem neuen, etwas wütenderen und kompromisslosen Batman.
Freue mich jetzt schon unendlich auf seinen Standalone-Film. Batfleck kombiniert mit einem guten Bösewicht? GIMME!
Was ich übrigens komplett lächerlich fand:
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Re: Kinofilm-Thread
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Re: Kinofilm-Thread
10 Cloverfield Lane
Guter Thriller bzw. Kammerspiel im Stile von Misery. Ein Mensch in notgedrungener Gefangenschaft eines Labilen, der von John Goodman super umgesetzt wurde. Das Ende ist leider relativ furchtbar. Nachdem der logische Storyclimax passiert ist, wurden noch offensichtlich für den Markennamen (o.ä.) völlig deplatzierte 10 Minuten an den ursprünglichen Film gehängt, die wenig Sinn ergeben. Und selbst wenn der Twist schon vorher angedacht war, hätte man ihn deutlich stilvoller umsetzen können.
Sonst haben ab und zu etwas die übertriebene Soundkulisse und Musik genervt. Das Acting alleine war schon mehr als stark genug um die Spannung zu halten, so dass horror-typische Musik zur ,,Spannungserhöhung" eher genervt hat.
Guter Thriller bzw. Kammerspiel im Stile von Misery. Ein Mensch in notgedrungener Gefangenschaft eines Labilen, der von John Goodman super umgesetzt wurde. Das Ende ist leider relativ furchtbar. Nachdem der logische Storyclimax passiert ist, wurden noch offensichtlich für den Markennamen (o.ä.) völlig deplatzierte 10 Minuten an den ursprünglichen Film gehängt, die wenig Sinn ergeben. Und selbst wenn der Twist schon vorher angedacht war, hätte man ihn deutlich stilvoller umsetzen können.
Sonst haben ab und zu etwas die übertriebene Soundkulisse und Musik genervt. Das Acting alleine war schon mehr als stark genug um die Spannung zu halten, so dass horror-typische Musik zur ,,Spannungserhöhung" eher genervt hat.
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Re: Kinofilm-Thread
Klingt nach etwa dem, was ich erwartet habe. Leider habe ich mir das Ende des Films aus Versehen spoilern lassen und werde aus diesem Grund, den Kinobesuch ausfallen lassen. Normalerweise bin ich in dieser Hinsicht nicht so wahnsinnig pingelig, aber dieser hier klingt nach diesem typischen "Mystery-Box"-Film, der die ganze Zeit auf diese Frage am Ende hinausläuft, deren Antwort ich jetzt schon kenne. Da dürfte einiges an Spaß verloren gehen, deswegen warte ich, bis es den Film irgendwann online auf Netflix oder so zu sehen geben wird.
Ich war jedoch in einem anderen Film im Kino, nachdem alle nur so positiv drüber berichtet haben: Zoomania
Schon wieder sprechende Tiere in einem Animationsfilm?! Na, das braucht die Welt, dachte ich zunächst. Es stellt sich frei von jedem Sarkasmus heraus: das braucht die Welt tatsächlich und vermutlich dringender denn je. Denn die Geschichte von Polizistin Bunny Hops, die in die kosmopolite Großstadt zieht, ist eine einzige politische Allegorie gegen Rassismus und für das tolerante Zusammenleben verschiedener Ethnien, die hier durch die unterschiedlichsten Tierarten dargestellt werden. Diese Allegorie wird in einigen Momenten sehr spezifisch (an einer Stelle wird beispielsweise im übertragenen Sinne gesagt, dass das "N-Wort" nur untereinander verwendet werden soll), liest sich an einigen Stellen, gerade wenn es in Richtung Genetik abdriftet, aber auch etwas vage und konfus, allgemein ist der Gedanke des Films aber doch ein sehr schöner und wird vor allem durch ein sehr effektives Worldbuilding vorangetrieben. Man merkt wie jeder Bewohner - wie von der kleinsten Wüstenrennmaus bis zur großen Giraffe - in dieser Stadt seinen Platz findet und zwar nur, indem auf kreative Art und Weise in den verschiedensten Bereichen getrickst wurde, wie es nur in einem Animationsfilm möglich sein kann. Es ist eben eine wahnsinnig schöne Utopie mit den richtigen Signalen...
...aber mir persönlich doch etwas too much. Wenn der Film eindeutig nur an Kinder gerichtet wäre, könnte ich es ja auch verstehen, weil der Film dann wirklich Charakter eines Kinderbuchs hätte, dessen Autor eben eine klare Botschaft in die Welt setzen möchte. Jedoch gibt es einige Elemente, die doch nahe legen, dass auch vor allem Erwachsene ihren Spaß haben sollen (ziemlich plumpe 'Der Pate' und 'Breaking Bad'-Referenzen innerhalb der Story) und dafür bot mir der Film außerhalb seiner Botschaft doch zu wenig. Dass Rassismus schlecht ist, wird innerhalb der ersten Minuten sehr schön nahe gebracht, dann verläuft der Film sich allerdings in eine relativ gewöhnliche Buddy-Cop Geschichte, welche die gleichen dramatischen Hoch- und Tiefpunkte bietet, wie zig andere Animationsfilme auch. Außerdem ist mir aufgefallen, dass die zusätzliche "Du kannst alles werden, was du willst"-Message, die man ja auch nur allzu gut kennt, gerade schon in anderen Filmen von Disney wesentlich reflektierter Verwendung fand (man denke beispielsweise an eine ziemlich tiefe Diskussion aus "Die Monster-Uni").
Mein Fazit lautet also: ich mag die Botschaft, halte sie auch für wichtig und mir gefiel die kreative Umsetzung davon, jedoch war mir die Verpackung des Films zu gewöhnlich, als dass er mir lange im Gedächtnis bleiben wird. Animation kann einfach so viel mehr. 7 / 10
Ich war jedoch in einem anderen Film im Kino, nachdem alle nur so positiv drüber berichtet haben: Zoomania
Schon wieder sprechende Tiere in einem Animationsfilm?! Na, das braucht die Welt, dachte ich zunächst. Es stellt sich frei von jedem Sarkasmus heraus: das braucht die Welt tatsächlich und vermutlich dringender denn je. Denn die Geschichte von Polizistin Bunny Hops, die in die kosmopolite Großstadt zieht, ist eine einzige politische Allegorie gegen Rassismus und für das tolerante Zusammenleben verschiedener Ethnien, die hier durch die unterschiedlichsten Tierarten dargestellt werden. Diese Allegorie wird in einigen Momenten sehr spezifisch (an einer Stelle wird beispielsweise im übertragenen Sinne gesagt, dass das "N-Wort" nur untereinander verwendet werden soll), liest sich an einigen Stellen, gerade wenn es in Richtung Genetik abdriftet, aber auch etwas vage und konfus, allgemein ist der Gedanke des Films aber doch ein sehr schöner und wird vor allem durch ein sehr effektives Worldbuilding vorangetrieben. Man merkt wie jeder Bewohner - wie von der kleinsten Wüstenrennmaus bis zur großen Giraffe - in dieser Stadt seinen Platz findet und zwar nur, indem auf kreative Art und Weise in den verschiedensten Bereichen getrickst wurde, wie es nur in einem Animationsfilm möglich sein kann. Es ist eben eine wahnsinnig schöne Utopie mit den richtigen Signalen...
...aber mir persönlich doch etwas too much. Wenn der Film eindeutig nur an Kinder gerichtet wäre, könnte ich es ja auch verstehen, weil der Film dann wirklich Charakter eines Kinderbuchs hätte, dessen Autor eben eine klare Botschaft in die Welt setzen möchte. Jedoch gibt es einige Elemente, die doch nahe legen, dass auch vor allem Erwachsene ihren Spaß haben sollen (ziemlich plumpe 'Der Pate' und 'Breaking Bad'-Referenzen innerhalb der Story) und dafür bot mir der Film außerhalb seiner Botschaft doch zu wenig. Dass Rassismus schlecht ist, wird innerhalb der ersten Minuten sehr schön nahe gebracht, dann verläuft der Film sich allerdings in eine relativ gewöhnliche Buddy-Cop Geschichte, welche die gleichen dramatischen Hoch- und Tiefpunkte bietet, wie zig andere Animationsfilme auch. Außerdem ist mir aufgefallen, dass die zusätzliche "Du kannst alles werden, was du willst"-Message, die man ja auch nur allzu gut kennt, gerade schon in anderen Filmen von Disney wesentlich reflektierter Verwendung fand (man denke beispielsweise an eine ziemlich tiefe Diskussion aus "Die Monster-Uni").
Mein Fazit lautet also: ich mag die Botschaft, halte sie auch für wichtig und mir gefiel die kreative Umsetzung davon, jedoch war mir die Verpackung des Films zu gewöhnlich, als dass er mir lange im Gedächtnis bleiben wird. Animation kann einfach so viel mehr. 7 / 10

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Re: Kinofilm-Thread
Eigentlich geht es vor allem um die Interaktionen.Secretkey hat geschrieben:Klingt nach etwa dem, was ich erwartet habe. Leider habe ich mir das Ende des Films aus Versehen spoilern lassen und werde aus diesem Grund, den Kinobesuch ausfallen lassen. Normalerweise bin ich in dieser Hinsicht nicht so wahnsinnig pingelig, aber dieser hier klingt nach diesem typischen "Mystery-Box"-Film, der die ganze Zeit auf diese Frage am Ende hinausläuft, deren Antwort ich jetzt schon kenne. Da dürfte einiges an Spaß verloren gehen, deswegen warte ich, bis es den Film irgendwann online auf Netflix oder so zu sehen geben wird.