Nachdem ich gestern mit dem Spiel durch war, wollte ich jetzt wie angekündigt auch mein Kurzfazit nachreichen.
Insgesamt war The Last of Us ein tolles Spielerlebnis, aber nachdem es das gesamte Jahr über als Spiel der Generation behandelt wurde, bin ich zumindest leicht ernüchtert gewesen, weil ich das Gefühl hatte, dass noch mehr hinter dem Spiel stecken müsste. Meine Gedanken in Pro und Contra sortiert und in Stichpunkten, weil ich gerade zu faul bin, um's auszuschreiben
Pro:
- An jeder Ecke des Spiels merkt man dem Spiel seinen enorm hohen Production Value an. Jede Umgebung ist Naughty Dog-typisch mit so vielen Details angereichert, dass sie quasi von alleine ihre eigene Geschichte erzählen. Man kann sich überall hinstellen und sich langsam daran satt sehen und seine Gedanken dazu machen. Selten ist ein Endzeit-Szenarium wohl überzeugender dargestellt worden und ohne die vielen Details wäre es definitiv bloß das halbe Erlebnis. Dazu ist auch sonst alles auf höchstem Niveau: fantastisches Mo-Cap, durchdachte Animationen und Zwischensequenzen und ein Soundtrack, der zu dem Spiel passt wie die Faust aufs Auge.
- Insgesamt einige nette Kniffe in der Narrative. Der Prolog, der anschließende Sprung und die Jahreszeitenwechsel schaffen hier einen wirklich tollen Spannungsbogen. Zusammen mit einigen Magic Moments innerhalb der Set Pieces, wo visuelle und Audio-Kraft fantastisch miteinander zusammenspielen (Giraffe), gab es da durchaus mal Platz für Gänsehaut!
Die beste Stelle im gesamten Spiel ist für mich wohl, als Joel in der Uni fast tödlich verletzt wird, das Spiel dann ausblendet, den Jahreswechsel einläutet und man sich dann in einem unglaublich durchdesignten Schneegebiet wiederfindet. Dadurch dass man plötzlich und das erste Mal mit Ellie spielt, nicht weiß, was mit Joel passiert ist und die Mechanik in Richtung Jagd gedreht wird, kann die Dramaturgie hier voll aufgehen. Leider gibt es solche Magic Moments ein wenig zu selten.
- Passend zur Narrative: Naughty Dog versteht es so gut wie eh und je hier die Charaktere in Szene zu setzen, sodass man als Spieler recht schnell eine emotionale Verbindung mit ihnen eingehen kann und Joel & Ellie als Formation geben hier ein beispielloses Bild ab. Die Charaktere sind glücklicherweise nicht zu glatt, haben ihre Kanten und das Pacing ist sehr schön darauf ausgelegt, dass sich ihre Beziehung erst entwickeln kann. Vieles lässt sich natürlich auch löblicherweise außerhalb der Zwischensequenzen herauslesen, wenn man einfach durch die Straßen wandert und sich so die Dialoge dort entwickeln.
- Insgesamt hat der Gameplay-Mix soweit recht flüssig funktioniert. Die Option selbst zu entscheiden, inwieweit ich drauf losballern oder drum herum schleichen möchte, passte gut ins Konzept, der Survival-Aspekt kommt gerade zu Beginn noch ganz gut auf, wo wirklich fast jeder Pistolenschuss zählt und auch das gesamte Crafting-System bietet auch einige coole Entscheidungen, die es für spätere Gameplay-Passagen zu treffen gilt.
Contra:
- So nett das ganze auch in Szene gesetzt wurde, ist das Spiel an sich storytechnisch ziemlich konventionell und vorhersehbar. Es reicht vermutlich, dass man sich 3-4 der bekanntesten Zombie-Filme angeschaut hat, um all die Tropes zu durchschauen und zu riechen, worauf das ganze hinausläuft. Klar, die Charakterisierung ist toll und alles schön inszeniert, aber dennoch war ich erstaunt, dass die Story von vielen so in den Himmel gelobt wurde.
- Atmosphärisch hätte ich mir WEITAUS mehr erhofft, gerade weil es in der Presse als die große Survival-Offenbarung dargestellt wurde. Mit den Clickern gab es eigentlich bloß einen Gegnertyp, vor dem man sich anfangs fürchten musste, aber nach nur 2-3 Begegnungen hat man die Mechanik hinter ihnen auch durchschaut und sonst sucht man jede Form des Grusels vergeblich. Es gibt vielleicht 1-2 Jump Scares am Anfang, aber ansonsten keinerlei Überraschungen. Hätte mir da was viel dichteres vorgestellt - schwach!
- dazu passt: die KI hat manchmal paar Aussetzer, welche die restliche Immersion innerhalb dieser "Grusel-Passagen" komplett für mich zerstört haben. Während man versucht so geräuschlos und unsichtbar wie möglich voranzuschreiten, um beispielsweise die geräuschempfindlichen Clicker auszuschalten, laufen die KI-Kollegen teilweise munter und aufgedreht direkt vor ihrer Nase herum, ohne dass sie bemerkt werden. Das gleiche gilt für die Gegner KI: einige Male habe ich nur einen Meter von einem anderen Menschen entfernt jemanden ausgeschaltet, der in seinem röchelnden Todeskampf doch so einige Geräusche machte, weil aber der Kollege mit dem Rücken zu mir stand, hatte das keinerlei Konsequenzen für mich. Das verwässert das ganze für mich.
- Gameplay, Gameplay, Gameplay: so gut das Spiel an sich funktioniert, so lächerlich wirkt das Gameplay auf dem Papier eigentlich. Spielerische Abwechslung wird vielleicht bis auf eine Ausnahme Null geboten ; nichts von all dem, was ich oben beschrieben habe, geht sonderlich in die Tiefe ; der Survival-Aspekt geht nach nur paar Stunden, wo man dann Munition und Crafting-Items satt findet, auch flöten ; es gibt kaum spielerische Highlights, weil beispielsweise Endgegner (nur so als Idee) völlig fehlen ; es gibt nur 4 (!) verschiedene Gegnertypen und im Endeffekt kämpf man die meiste Zeit auch nur gegen menschliche Gegner, was die langweiligsten Konfrontationen darstellen. Wo sich das ganze in Richtung der letzten Spielstunden entwickelt hat, war ich schon so gesättigt und etwas teilnahmslos, dass ich gehofft hatte, dass das Ding endlich zu Ende geht!
- Grafisch ist das Spiel meiner Meinung nach auf der PS3 vielleicht etwas überambitioniert gewesen. Natürlich sieht es fantastisch aus und die Charaktermodelle und detaillierten Umgebungen inklusive ihrer Ausleuchtung machen einiges her, aber es gibt doch einige technische Probleme. Dass manche Texturen wenig ansehnlich sind und gerade die Vegetation teilweise etwas "jaggy" aussieh - geschenkt, das ständige Nachladen von Texturen nervt mich aber doch. Außerdem war es wirklich das erste Spiel, wo mich bloß 30 fps (die auch selten erreicht werden) ehrlich und aufrichtig gestört haben - das Spiel würde mit 60 fps so viel besser aussehen und würde das Untersuchen der Umgebungen meiner Meinung nach auch spaßiger gestalten, weswegen ich wirklich jedem empfehlen würde, das ganze auf der PS3 auszulassen und zur Remaster-PS4 zu greifen, wenn man die Wahl hat.
Fazit: Gestern hatte ich noch direkt nach dem Ende eingebettet in meinen Emotionen eine 8,5 gezückt, heute stehe ich mit etwas mehr Distanz aber eher bei einer
8,0. Irgendwo dazwischen darf sich das Game gerne einreihen. Es ist schon etwas paradox - obwohl ich es in der nächsten Zeit kein zweites Mal durchspielen wollen würde, habe ich es in nur 3 Sessions durchgezockt, teilweise bis noch spät in die Nacht hinein. Es versteht durchaus einen zu packen, aber um mich gedanklich nach dem eigentlichen Erlebnis noch beschäftigen zu können, bietet es in so ziemlich jedem Bereicht nicht genug Tiefe. Das ist aber jetzt nicht allzu schlimm und dennoch würde ich jedem mal zu einem Durchgang raten, wer Lust auf das Setting hat, aber wie man dieses Spiel als das 'Game of the Generation' bezeichnen kann, als dass es gerade im amerikanischen Raum oft behandelt wird, wird mir ein absolutes Rätsel bleiben - dafür ist es mir doch zu konventionell.