Wow, das Thema ist ja scheinbar echt intressant für viele hier. Ich will mal noch auf ein paar Punkte eingehen.
- Musterung / Einziehen / Bereitschaft: Soweit ich weiß (ja kann sein, dass ich mich irre) wird alles was schlechter ist als Tauglichkeitsgrad 2 ausgemustert. Es geht ja bis T5, 6 oder was weiß ich, aber ´ne höhere Nummer heißt nicht zwangsläufig körperlich schlechter. Ab T4 müsste die Zahlen für bestimmte Problemfälle stehen. Eventl. hab ich den Zettel noch irgendwo rumfliegen, kann ja bei Interesse nachgucken, aber Sandor weiß bestimmt auch mehr, falls ich nicht grade auf dem Holzweg bin.
Ich meine mal auch gehört zu haben, dass nur noch etwa 2% aller möglichen Kandidaten zum Wehrdienst eingezogen werden.
Nach dem Wehrdienst muss man übrigens 3 Jahre in Bereitschaft stehen (d.h. man darf die wenigen Sachen nicht wegwerfen ^^), allerdings hab ich letztens auch mal gehört, dass irgend ein Offizier vor Gericht erzwingen konnte nicht in Kriegsgebieten eingesetzt zu werden. Das dürfte in etwa heißen hinterher kann man mich auch nicht zum Krieg zwingen. ^^
- Gesellschaftliche / soziale Probleme bei Bund: Ich war in Schwerin stationiert und bei uns gab´s keine Rechten (typische Vorurteile vielleicht mal, aber selten). Mit einem Kollegen (der so "aussah") haben wir auch mal ausführlich drüber gesprochen, weil er mal zu dieser Szene gehörte.
Einziges Problem war eigentlich die Spannung zwischen Unteroffizieren und Offizieren. Grund: Die erfahrenen (da länger dabei) Unteroffiziere können es nicht ab, dass sie von meist jüngeren (also jünger als sie) Offizieren (meist Abiturienten mit entsprechender Ausbildung) befehligt werden. Größere Probleme haben sich daraus nicht ergeben, aber so ganz ohne war das auch nicht. Übrigens; mit den Offizieren (mit denen hatte ich erst später zu tun) kann man mit viel Glück sogar diskutieren!

Ob´s was bringt, ist ´ne andere Frage, aber die haben einen nicht sofort zur Sau gemacht. Ach ja, sollte jmd. dort mehr als die 9 Monate anstreben, kann er sich auf eine noch härtere Ausbildung einstellen.
- Probleme beim Bund: Leute wie Killsteen (der sich übrigens mit seinen beiden ersten Punkten selbst disqualifizeirt

) bringen den Bund teilw. leider zu Recht in Verruf, denn es gibt dort wirklich viele Idioten und auch imo gefährliche Menschen, die einfach ziemliche Choleriker und oder Säufer sind. Letzteres ist auch kein unbegründetes Vorurteil, ich als ´Antialkoholiker´ hab das auch zu spüren bekommen. War für mich kein großes Problem, aber manchmal sehr ärgerlich; auf Festen gab´s manchmal nur Bier und einmal hat mein Zugführer (der auch ständig was dabei hatte und nüchtern total unausstehlich war) mir Bier in die Schuhe gekippt

Ich will damit nicht sagen, dass das nur beim Bund so ist, aber ich hatte den Eindruck, dass sich solche Leute dort sammeln.
Mr. Woods Beiträgen kann ich zwar nicht uneingeschränkt zustimmen (ich war sicherlich nicht der Einzige Rekrut in meinem Zug der so denkt), aber Sandors Reaktion find ich übertrieben, da find ich seine Angriffe ggü. Rot-Grün-Wählern um ein Vielfaches Schlimmer; also erst an die eigene Nase fassen!
- Lerneffekt/Positives: Auf jeden Fall lernt jeder dort Geduld! Und ich würd schon sagen, dass mir das bis jetzt geholfen hat. Die Sprüche von Disziplin sind sicher auch keine Märchen. Gut, ich war schon immer sehr vorbildlich (

), aber danach hab ich Erwachsene und Führungspersonen nochmals anders gesehen und den (positiven) Unterschied merk ich jetzt grade in meiner Ausbildung. Auch der viel zitierte Zusammenhalt kommt nicht von ungefähr. Ich selbst bin zwar mit keinem mehr in Kontakt, aber es gab einige bei denen das jetzt anders ist, sprich sie sind gute Kumpels.
Ich würd auch vorsichtig sagen, dass mich der Bund "härter" gemacht hat. Nachdem ich nach zwei Wochen Bund das erste Mal nach Hause kam, hab ich Rotz und Wasser geflennt (ja gut, ich war schon immer nah am Wasser gebaut

), heute hab ich mit Heimweh z.B. kein Problem mehr. Beim psychischen Druck mag mancher das jetzt Abstumpfung nennen, ich würd sagen, dass ich besser unterscheiden kann, was ich mir zur Herzen nehme und was nicht.
- Sinn: Abgesehen von den angesprochenen persöhnlichen Lerneffekten, brauch ich vermutlich gar nix mehr. Auch die angesprochenen Katastropheneinsätze kommen (zum Glück) nur alle Jubel-Jahre vor und amerik. Kasernen von irgendwelchen Gefreiten bewachen zu lassen, halt ich für höchst fahrlässig! Hätte da wirklich jmd. reinkommen wollen, hätte er es zu 98% auch geschafft. Der einzige Vorteil ist Abschreckung.
Ich persöhnlich schätz den Sinn in Zivi-Arbeiten deutlich höher ein, aber wie schon erwähnt setzt jeder andere Prioritäten.