Die Bilder zu diesem Test wurden mit einem Capture Board der Firma Fast erstellt.

All Star Tennis '99

Das Testmuster wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Firma Ubi Soft

Da ist er nun gegangen, unser Tennisheld Boris. Ein bischen Wehmütig kann man schon werden. Keine Nervenraubenden 5 Satz Matches mehr, keine Schreierei auf dem Centre Court. Ich glaube es wird lange dauern bis wieder ein Spieler mit seiner Ausstrahlung einen Tennisplatz betritt. Er war halt ein Typ mit vielen Ecken und Kanten. Typen wie er haben diesen Sport erst richtig groß gemacht. Wollen wir hoffen das solche Typen nicht aussterben. Danke Boris. Bevor ich aber völlig abschweife will ich mich dann aber doch wieder dem eigentlichen Sinn dieses Textes widmen. Mit All Star Tennis '99 erscheint erst das zweite Tennisspiel auf dem N64. Nachdem Centre Court Tennis etwas den Spaßfaktor hervorhob tritt All Star Tennis an sich als Simulation dieses Sports zu etablieren. Auch wenn auf dem N64 eine Vergleichsmöglichkeit fehlt, so kann man hier ein ganz anderes Game heranziehen, das auch heute noch eines der besten Tennisspiele ist. Nämlich Jimmy Connors Tennis auf dem SNES. Dieses Game überzeugte damals schon durch seine excellente Spielbarkeit. Also schauen wir uns an was All Star Tennis '99 zu bieten hat. Nach dem Einschalten erwartet einen zuerst der Sprachenbildschirm . Hier kann man die Sprache der Menus im Spiel einstellen. Als nächstes erwartet euch der Hauptbildschirm des Spiels. Wie ich letztens anhand der Previewversion der GBC Version anmerkte gleichen sich die Modi beider Spiele haargenau. Hier habt Ihr die Auswahl zwischen dem Smash Tennis, dem Arcade Modus, dem Bomb Tennis Modus und den Options.
In den Optionen kann man nun verschiedene Dinge einstellen, die auf das Spiel einfluß haben. Zum einen den Schwierigkeitsgrad, der in drei Varianten anwählbar ist und über den es noch zu reden gilt. Desweiteren könnt Ihr hier einstellen wie lang ein Match sein soll. Ob 1, 3 oder 5 Sätze pro Spiel. Für den Turniermodus gibt es eine Extraeinstellung die man entweder auf Quick oder Normal stellen kann. Wählt man die Quick Variante werden nur 2 Spiele pro Satz gespielt. In der Normalvariante geht es über die gewohnte volle Distanz. Aber auch hier kann man etwas verkürzen. Da der Satzgewinner im Normalfall 2 Spiele Vorsprung haben muß um einen Satz zu entscheiden sind Spielstände von 20 - 18 denkbar. Wer die Marathonvariante nicht mag kann in den Optionen den Tie Break einstellen. Ebenso gibt es die Option Special Moves. Hier kann man in den Spielen per Tastenkombination ungewöhnliche Bälle hervorzaubern, die jeder Relalität entbehren und eher mal für zwischendurch gedacht sind. Zumindest für den der ernsthaft spielen möchte. Hat man seine Einstellungen getätigt kann man sich in den ersten Modus stürzen. Gut zum Einstieg geeignet ist das Smash Tennis . Hier hat man die Auswahl ein schnelles Einzel zu spielen, ein Doppel zu spielen, ein komplettes Turnier zu beginnen, oder mit 8 Leuten ein Multiplayerturnier zu bestreiten. Da kein direkter Trainingsmodus exestiert ist ein einfaches Einzel ein sehr guter Beginn um sich mit den spielerischen Möglichkeiten vertraut zu machen. Geht man in den Einzelmodus wählt man nun seine Spielfigur. Durch eine Lizens kann All Star Tennis real exestierende Spieler(innen) vorweisen. Neben im Spiel vorhandenen 4 Pseudospielern habt Ihr auch die Möglichkeit aus 8 Lizensspielern euren Favoriten(in) zu wählen. Allerdings ist die Auswahl gerade für uns deutsche Zocker nicht unbedingt ergiebig. Aber wer schon immer mal Steffi Graf's Angstgegnerin Amanda Coetzer auf ein Tennisfeld führen wollte kann dies hier tun. Einen Becker, Haas oder Kiefer findet man nicht im Starterfeld.
Auch für mich war die Wahl nicht so einfach, denn mit keinem Spieler konnte ich mich so richtig anfreunden. Schlußendlich fiel meine Wahl dann aber auf Jonas Björkman. Neben jedem Charakter findet Ihr ein kurze Auflistung der wichtigsten Daten. Für das Spiel selber ist der Hinweis ob der Spieler Links- oder Rechtshänder ist wichtig. Kleines Lob für das Handbuch, das zwar nicht so ergiebig zum Spiel ist, aber alle enthaltenen Lizensspieler nochmal einzeln vorstellt. Hat man seinen und einen Gegenspieler, der auch weiblich sein kann gewählt kann man nun den Untergrund oder den Austragunsort des Spiels wählen. Wie im richtigen Tennis kann man hier von Gras, über Sand bis zum Hallenbelag alles finden. Die Auswirkungen im Spiel sollten sich aber in Grenzen halten. Man muß also nicht für jeden Platz eine extra Spieltaktik lernen. Danach wird die Ansetzung des Spiels bekanntgegeben. Danach geht das Spiel auch schon los. Beide Spieler kommen von ihren Stühlen auf das Feld. Danach gibt der Stuhlschiedsrichter bekannt wer am Aufschlag ist. Die Sichtweise auf den Platz ist gut, aber nicht optimal. Allerdings kann man per Starttaste das Pausenmenu aufrufen in dem man aus 4 Kameraperspektiven auswählen kann. Wobei sich die Positionen kaum unterscheiden. Mir persönlich gefiel die Kamera 3 am besten. Ein bischen Tricksen kann man hier aber auch. Wechselt der Aufschlag einmal hin und her werden im Tennis die Seiten gewechselt. Im Spiel war es seither immer so das man von der unteren Hälfte besser spielen konnte als von der oberen. Mit der Kamera 4 kann man nun immer unten spielen. Oder besser gesagt, wenn man von oben spielen würde fährt man mit der Kamera 4 immer hinter den Spieler. Ebenso einstellen kann man im Pausenmenu die Farbe das Balles, was auch sehr lobenswert ist. Denn auf manchen Plätzen ist der gelbe Ball kaum zu erkennen. So hat man neben dem klassischen Gelb z.b. auch Rot, Grün oder Blau zu Auswahl. Auf allen Plätzen gleich ist eine animierte Zuschauerkulisse, die aber beim verübergehen der Spieler reine 2D Bitmaps sind. Aber zumindest ist es keine sterile Kulisse. Auch Beifall, Buuuh rufe oder Anfeuerungsrufe sind zu hören. Diese sogar mit dem Namen des Spielers. Auch etwas zum schmunzeln haben die Programmierer eingebaut. Denn ab und zu geht ein Handygeklingel los was die Zuschauer in Gelächter ausbrechen läßt und den Stuhlschiedsrichter in Verzweiflung. Denn er brauch jetzt schon ein paar Augenblicke um die Meute zu beruhigen.
Doch nun zum wichtigsten im Spiel, der Steuerung und den spielerischen Möglichkeiten. Was sehr gefällt sind die zahlreichen Schlagmöglichkeiten. Vom normalen Vorhandschlag über die Rückhand, Top Spin oder Back Spin bis zum Slice oder dem Volley ist alles dabei. Selbst der Lob und in Ansätzen der Stop Ball sind vorhanden. die Ausführung aber erfordert dann doch etwas Eingewöhnung, was aber dem Simulationsziel zuträglich ist. Zum einen kommt man relativ schnell in das Spiel. Denn der Aufschlag, sowie die Grundschläge sind einfach auszuführen und die ersten Ballwechsel stellen sich bald ein. Nun kann und will man aber die Schläge ein bischen variieren. Dazu kann man zum einen beim Schlag die Richtung beeinflussen in dem man den 3D-Stick in die jeweilige Richtung drückt. Zum anderen entscheidet oft aber auch die Stellung des Spielers zum Ball. Bekommt er ihn fast auf den Körper sind diagonale Schläge kaum möglich. Erwischt man ihn aber schön seitlich kann man seinen Gegner hin und her jagen. Hält man den Knopf jetzt noch etwas länger gedrückt kann man die Schläge zum einen noch etwas schärfer spielen und auch mehr plazieren, was aber auch oft mit mehr Risiko verbunden ist. Denn oft gehen solche Bälle auch in's Aus. Dies ist bei den Gegenspielern auch ein Kritikpunkt. Kein Spieler sollte fehlerfrei sein. Aber man sieht in den Matches selten Fehler der Gegner. Was auf der anderen Seite den menschlichen Spieler mehr fordert da man den Gegenüber wirklich ausspielen muß. Und dabei sieht man dann sehr oft den berühmten Beckerhecht. Also was hier die Spieler durch die Gegend fliegen. In echt würde ein Spiel für einen Monat Krankenhaus reichen. Und dann erst die weiblichen Gegenspielerinnen. Eine stöhnerei bei den Returns. Wer einmal Monica Seles oder früher Gabriela Sabatini beim spielen zugehört hat der weiß wovon ich spreche. Nichts gegen Realität, aber das ist schon etwas extrem. Spielt man sich eine Weile warm klappen viele Schläge sehr gut und man staunt oft was man denn da gerade wieder für einen Schlag fertiggebracht hat. Auch sehr schön sind Vorberreitungsschläge um einen Netzangriff vorzubereiten. Klappt dieser fühlt man sich einfach gut. Hier kann man nicht meckern. Allerdings muß bei allen Varianten vor allem die Haltung zum Ball passen. Und das muß man eben üben.
Auf jeden Fall kommt man relativ schnell mit dem Spiel zurecht. Um aber auch den eigenen Anspruch zu erreichen sind ein paar Übungsmatches vonnöten. Ja ja Matchpraxis ist nicht nur im richtigen Leben gut. Punkte werden natürlich im gewohnten Modus vergeben und angezeigt. Hat man sich ein bischen in das Spiel vertieft will man natürlich auch sehen wie weit man damit kommt. Dafür geeignet ist natürlich ein richtiges Turnier . Allerdings kann man hier auch Kritik anbringen. Einen Tour Modus oder eine Weltrangliste u.s.w findet man nicht. Man kann jeweils immer nur ein Turnier spielen. Dabei sucht man sich die Turnierteilnehmer, die maximal 8 sein können selber raus und wählt danach einen Austragungsort. Eine richtige Saison wäre super gewesen. Man startet als Nobody und muß sich durch die Grand Slam Turniere oder die Super 7 Turniere Kämpfen. Das wäre vor allem der Motivation sehr zuträglich gewesen. Gleichbedeutend gibt es natürlich auch keine Statistiken. Das ist sehr schade und entwertet den Turniermodus etwas. Nach meinem ersten Turniersieg erlebte ich noch eine weitere Überraschung. Ich stand im Endspiel gegen Zoe Taylor und gewann mit 6:0 und 6:0. Danach fing sie aber an zu feiern und wurde im Abspann als Turniersiegerin gekührt. Meine Überraschung war groß wie Ihr euch vorstellen könnt. Auch das Ergebnis zeigte eines deutlich. Die 4 Pseudospieler haben als ernsthafte Gegner nichts in diesem Spiel verloren. Ganz anders die anderen Spieler. Im Halbfinale habe ich dann 3 Sätze gebraucht um Conchita Martinez mit 7:5 im dritten Satz nach Hause zu schicken. Obwohl es aber auch noch ganz anders geht. Nämlich im Arcade Modus. Dazu gleich mehr. Aber die Lücke zwischen sehr gut und schlecht ist zu groß. Und das wohlgemerkt in allen Varianten des Schwierigkeitsgrades. Sehr viel Spaß macht das Spiel aber mit Freunden, oder einem Freund. Denn Spiele gegen menschliche Spieler, gerade ein zünftiges Doppel sorgen für lange Abende. Nimmt man den Tie Break raus kann ein Spiel schonmal Stunden dauern.Der Multiplayer Turnier Modus kann dann im Endeffekt auch von 8 Spielern gespielt werden. Jeder entscheidet sich für einen Spieler oder Spielerin und los geht's.
Der eigentlich Höhepunkt das Spiels ist dann auch nicht das Turnier sondern der Arcade Modus . Dieser Modus ist dann so eine Art "nach oben arbeiten". Denn hier müßt Ihr der Reihe nach alle 11 anderen Spieler besiegen. Was einfach klingt wird spätestens bei 5. oder 6. Spiel zur Schlacht. Die ersten 4 Gegner sind wieder die Pseudospieler, die man aber recht schnell hinter sich bringt. In diesem Modus wird der Schwierigkeitsgrad unabhängig von den Optionen mit jedem Spieler größer. Was die Spieler in den hinteren Matches für Bälle erlaufen. Wahnsinn. Immer wenn man denkt jetzt habe ich ihn dann kommt der Schlag doch noch. Irre. Dieser Modus macht dann auch richtig Spaß, da man hier richtig gefordert wird. Ich bin jetzt beim vorletzten Spiel. Und die gute Jana Novotna macht mich jedesmal fertig. Es wird zwar immer knapper, aber sie gewinnt eben. Das ist wirklich ein ideales Training, da man hier immer seine Schläge oder Angriffe extrem vorberreiten muß. Auch muß man jetzt die berühmte Geduld entwickeln. Ein paar Minuten für einen Ballwechsel sind durchaus möglich. Auch ist der Arcade Modus der einzige Modus im Spiel wo man Speichern kann. Nach jedem Spiel wird die erreichte Stufe auf einer internen Batterie verewigt. Überhaupt gibt sich AST recht spartanisch was das Zubehör angeht. Weder eine Memcard noch eine Rumble Pak Unterstützung hat es zu bieten. Der letzte Modus im Spiel ist das sogenannte Bomb Tennis . Dies ist eher mal für zwischendurch gedacht, bietet aber trotzdem einen spaßigen Ansatz. Jedesmal wenn der Ball in einem Spielfeld aufschlägt hinterläßt er an dieser Stelle eine Bombe die nach ein paar Sekunden explodiert. Steht der Spieler in der Nähe wird er getroffen und kann den kommenden Ball nicht mehr spielen. Man kann so eine Hälfte des gegnerischen Feldes "on fire" legen und dann den Gegner dorthin schicken um ihm den Rest zu geben. So bietet All Star Tennis '99 vor allem mit einem oder mehreren menschlichen Partnern viel Potential. Für einen alleine lohnt sich eigentlich nur der Arcade Modus. Alle anderen Modi hat man mehr oder weniger schnell durch. Was ich sehr vermißt habe ist gerade für das Turnierspiel etwas mehr Inhalt. Eine richtige Saison mit einer Weltrangliste, Punkten und vorgegebenen Turnierplänen hätten dem Spiel wirklich gut getan. Spielerisch kann man nicht meckern. Es ist ist alles enthalten was das Tennisherz wünscht. Mit der nötigen Übung macht das Spielen sehr viel Spaß. Die Grafik hätte sicher besser ausfallen können, ist aber zweckmäßig und ausreichend für diese Sportart. Etwas verhauen haben die Grafiker aber die Kleider der Spielerinnen die hinten wie ein starrer Zipfel in die Luft ragen. In echt würde sich bei solcher Kleidung kaum ein männlicher Zuschauer auf das Spiel konzentrieren. Sieht zumindest sehr lustig aus. Der Sound hätte ebenfalls etwas mehr vertragen können. Die Samples sind zwar enthalten, aber hätten ruhig noch etwas mehr sein können. Cool ist aber die Sache mit dem Handy die immer wieder für Belustigung sorgt. Auch eine Create Player Option wäre wunderbar gewesen. Auch hier wäre die Motivation größer gewesen. Wer Freunde hat die ebenfalls gern Tennis spielen macht hier aber einen guten Kauf. Gerade das Doppel hat schon was. Wer nur alleine spielt muß abwägen ob ihm die gebotenen Feature auf lange sicht überzeugen.

Wertung

Matthias Engert
(02.07.1999)

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